Vergleich mit dem Automobil: die Steinbranche braucht internationale Foren, um sich weiterzuentwickeln
Zum 50. Mal fand in diesem Jahr die Marmomacc statt – gefeiert wurde das mit einem großen Jubelprogramm für das „Made in Italy“: die enorme Summe von 2 Millionen € hatte die italienische Regierung dafür zur Verfügung gestellt.
Mit dem Geld veranstaltete die Messe unter anderem die großartige Schau „Italian Stone Theatre“ in Halle 1, lud 100 Architekten und 100 Einkäufer aus der ganzen Welt zu Seminaren und Firmenbesuchen ein, und richtete den International Stone Summit aus, eine Vortragsreihe von Vertretern von 20 nationalen Natursteinorganisationen.
Dennoch könnte man überspitzt formulieren, dass diese 50. Ausgabe der internationalen Marmomacc so national war wie nie zuvor. Damit wurden große Chancen für die Zukunft der Steinbranche weltweit und in Italien verspielt.
Werfen wir, um das zu verstehen, einen Blick auf ein außerordentlich erfolgreiches Produkt der letzten 130 Jahre: das Automobil. Fragen wir, worin sein ungeheurer Erfolg bestand und besteht.
Klar, das Automobil trifft den Wunsch der Menschen nach Mobilität. Zudem sind die Fahrzeuge von höchster Nutzbarkeit und optimal zu bedienen.
Aber es gibt noch einen weiteren Punkt, und der ist es, der uns interessiert: die Autobranche zeichnet sich aus durch eine unglaubliche Vielfalt an Auto-Varianten, zudem durch Exemplare für jeden Geschmack und für jeden Geldbeutel.
Die Natursteinbranche nun ist gerade dabei, sich zu einem Entwickler von Produkten auf dem Niveau von Automobilen zu entwickeln: heutzutage kommt sie nicht nur mehr mit dem bloßen Material in Form von Fassadenplatten, Bodenfliesen oder Arbeitsplatten für Küche und Bad auf den Markt. Immer mehr gibt es Alltagsprodukte aus oder mit Naturstein (Stein-Design), und es werden immer interessantere Verwendungen am Bau (Stein-Architektur) entwickelt.
Und deshalb muss die Branche den Quantensprung hin zu jener Vielfalt machen, wie es sie bei den Automobilen gibt. Dort findet, wie bereits gesagt, jeder Kunde das Auto exakt für seinen Geschmack und für seinen Geldbeutel.
Beweis für diese ungeheure Vielfalt sind die Markennamen, die jeder kennt: Ferrari oder Fiat und genauso Citroen, Mini-Cooper, Honda, Jeep, Hyundai, Chrysler, Volkswagen… und wie sie alle heißen.
Solch eine Vielfalt kann nur in internationalem Wettbewerb entstehen. Die großen Automessen sind die Foren dafür.
Die Tür in Richtung solcher Vielfalt aufzustoßen hat die Marmomacc ausgerechnet zu ihrem Jubiläum leider versäumt.
Man möchte weinen: Was für ein „Stone Theatre“ hätte in Halle 1 aufgeführt werden können, wenn dort auch ausländische Designer, Architekten und Firmen präsentiert worden wären.
Natürlich wären auch in einer solchen Inszenierung die Italiener die Hauptdarsteller geblieben. Daran besteht überhaupt kein Zweifel.
Aber: es geht darum, eine Vielfalt wie bei den Automobilen zu erreichen.
Die diensttuenden Darsteller der weltweiten Steinbranche mögen sich spätestens hier entsetzt schütteln.
Aber: Der kluge Henry Ford hat mal etwas Interessantes gesagt: Was gut ist für das Automobil, ist auch immer gut für die Ford Motor Company.
Marmomacc 2016, 28. September – 01. Oktober
(14.11.2015)