Der Inhaber eines Steinmetz-Betriebs in Versailles hatte Proben untersuchen lassen und Cadmium gefunden / Cosentino und Stone Italiana geben eindeutige Erklärungen ab
Aufregung herrschte in den vergangenen Monaten unter Frankreichs Steinmetzen. Denn einer aus ihren Reihen, Philippe Ledrans, Chef der Marbrerie des Yvelines (MDY) in Versailles, hatte bei einem wissenschaftlichen Institut verschiedene Quarz-Kompositmaterialien auf ihre Inhaltsstoffe untersuchen lassen. Herausgekommen war dabei Bedenkliches: einige Proben zeigten extreme Werte an Problemstoffen, darunter das giftige Cadmium. Werte deutlich über dem erlaubten Grenzwert gab es auch bei Zink und Kupfer.
Inzwischen hat ein Gericht Philippe Ledrans untersagt, die Behauptungen in seinem Blog und in den Social Media weiter zu verbreiten. Die beschuldigten Firmen, Cosentino und Stone Italiana, haben in klaren Stellungnahmen an Stone-Ideas.com die Anschludigungen zurückgewiesen (siehe unten).
Die Zeitschrift Pierre Actual stellte den Stand der Dinge in ihrer Ausgabe (4/2017) dar.
Danach konstatierte die Untersuchung des Institut de recherche et d’Expertise Scientifique (IRES) in Straßburg Gefährdungen auf 3 Ebenen infolge der festgestellten Inhaltsstoffe:
* für Steinmetze oder Küchenhandwerker, die solche Arbeitsplatten zuschneiden, könnte der Abrieb eine weit größere Gefahr darstellen als der Silikat-Feinstaub, mit dem sie es ohnehin zu tun haben;
* ein Problem könnte auch die Entsorgung des Staubs beziehungsweise des Wassers sein, falls das Material die Schadstoffe enthält und der Staub Sondermüll ist;
* aus Kundensicht könnte es problematisch sein, wenn Lebensmittel mit solchen Küchenarbeitsplatten in Kontakt kommen, etwa dass Stoffe freigesetzt werden, wenn man einen heißen Topf auf die Platte stellt;
* auch in der Produktion von Rohplatten stellt sich die Frage einer besonderen Gesundheitsbelastung.
In Untersuchungsbericht wird neben den Schwermetallen eine ganze Liste „potenziell gefährlicher Stoffe“ als Bestandteile in den untersuchten Proben genannt:
* Flüchtige organische Verbindungen (VOC);
* Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK);
* Phtalate…
IRES-Direktor Vincent Peynet stellt die Frage, ob die hohen Cadmium-Werte eventuell mit den verwendeten Farben zu tun haben.
Untersucht worden waren fünf Sorten:
* Rosso Monza, Silestone, Firma Cosentino,
* Azul Enjoy, Silestone, Firma Cosentino,
* Magenta Energy, Silestone, Firma Cosentino,
* Viola Glamour, Firma Stone Italiana,
* Orange 08, Firma Stone Italiana.
Nun die Gegenseite. Im Bericht in Pierre Actual wird Pierpaolo Tassone, Chef der A.St.A. Worldwide (Agglomerated Stone Association of Europe), einer Vertretung von Herstellern unter anderem von Quarz-Kompositen, befragt. Der verweist darauf, dass seine Mitglieder ihre Produkte überprüfen lassen. „Alle unsere Mitglieder haben das Zertifikat Greenguard“. Dieses wird vom US-amerikanischen NSF ausstellt. Andere Label sind laut Tassone „Food Zone“ der australischen HACCP und „Hygiene tested“ der deutschen LGA Qualitest (Landesgewerbeanstalt Bayern).
Was den Arbeitsschutz und die Gesundheit sowohl bei den Steinmetzen als auch biid en Arbeitern in der Produktion angeht, handelten die A.St.A.-Mitgliedsfirmen „proaktiv“: es gebe detaillierte Anweisungen für die Verarbeitung, die weit über das gesetzlich Vorgeschriebene hinausgingen.
Auch kritisiert er die Wissenschaftlichkeit der IRES-Analysen, dies im Wesentlichen deshalb, weil das Straßburger Institut mit seine Tests mit Pulver des Material durchgeführt hätte. Allein schon durch die Herstellung des Pulvers, so wie im Straßburger Institut gemacht, könnte es zu Verunreinigungen gekommen sein.
Ein Gericht in Versailles hat Pierre Ledrans inzwischen verboten, seine Anschuldigungen weiter auf seiner Webpage und im Netz zu verbreiten. Er wurde verurteilt, auf seiner Homepage eine Einstweilige Verfügung zu veröffentlichen.
Die wirft ihm vor, in seinem Blog gezielt negative Informationen über die Quarz Kompositmaterialien in die Welt gesetzt zu haben. Denn ihm sei bekannt gewesen, dass ein 2. Gutachter, von ihm selber beauftragt, sich skeptisch zu den Untersuchungsergebnissen geäußert hatte. Auch hatte ein staatliches Institut, die DGCCRF (Direction générale de la concurrence, de la consommation et de la répression des fraudes), bemängelt, dass die Testmethoden der Straßburger nichts mit realen Bedingungen in einer Küche zu tun hätten.
Auch sei nicht sichergestellt gewesen, dass die untersuchten Proben nicht vielleicht von Herstellern aus Fernost stammten, die die Produkte von Cosentino und Stone Italiana kopierten.
Das Gericht hat also lediglich abgestraft, wie Philippe Ledrans seine Ansichten in die Öffentlichkeit gebracht hat, dies eventuell wider besseres Wissen.
Zur Frage von gefährlichen Inhaltsstoffen in den Quarz-Kompositmaterialien hat es sich nicht geäußert.
Stone-Ideas.com had deshalb Cosentino und Stone Italiana um eine klare Stellungnahme gebeten. Beide sagen klar, dass es in ihren Materialien keine gefährlichen Inhaltsstoffe gibt:
Statement von Cosentino
Statement von Stone Italiana
Pierre Actual, download des Berichts für 5 €
Marbrerie des Yvelines (MDY)
(15.06.2017)