Der aus Australien stammende Designer Brodie Neill verwirklicht bei „Elements“ ein radikal materialgerechtes Produktdesign
Brodie Neill, in Australien geborener Designer mit Studio in Londons East End, stellt die Welt auf den Kopf. Vielleicht auch genau umgekehrt: er stellt die Welt vom Kopf auf die Füße. Denn bei seinen Kaffeehaus-Tischen der Reihe „Elements“ verwendet er die Werkstoffe radikal materialgerecht, wie es sich kaum ein anderer Designer trauen würde.
Bei den Tischen ist der Fuß, nicht die Tischplatte aus Naturstein, was dem Möbel den Schwerpunkt an der richtigen Stelle gibt (Stein ist schwer). Die Platte ist aus Eiche (Holz ist warm und fasst sich gut an) und der Ständer zwischen Fuß und Platte ist aus Stahl (Stahl ist stabil und sehr flexibel.
Das hat man so noch nicht gesehen. Denn üblicherweise ist bei solchen Möbeln die Tischplatte aus Marmor, weil das ein edles Material ist und der Besitzer mit dem Möbelstück etwas dahermachen will. Das ist seit Generationen so, obwohl – zumindest außerhalb der tropischen Klimazonen – Naturstein fast das ganze Jahr über viel zu kalt ist, als dass man gerne die Unterarme darauflegen würde.
Was die Form von Brodie Neills Tischen angeht, reduziert er sie auf das Notwendigste. Die Tischplatte ist rund, klar, das hat sich so bewährt. Der Ständer ist ein einfaches Rohr, was sonst? Und der steinerne Fuß ist ein Tetraeder – mal etwas anderes als die üblichen Formen.
Ein wirkungsvolles Detail ist, dass der Ständer schief steht.
Wie Brodie schreibt, „gab (er) seinen Design-Fähigkeiten an der University of Tasmania den Feinschliff“ und legte seinen Master an der Rhode Island School of Design ab. 2005 war er auf dem Salone del Mobile in Mailand erstmals auf der internationalen Bühne zu sehen und gründete im selben Jahr sein Studio im Londoner East End.
Im Jahr darauf vertrat er Australien bei der London Design Biennale und präsentierte „Gyro“: das war ein Tisch, der ganz aus Plastikmüll aus allen Ozeanen der Welt gefertigt war. Sein Design-Label nennt er Made in Ratio.
Fotos: Brodie Neill
(22.02.2017)