(Februar 2013) Die Freiflächen rund um das im Bau befindliche Humboldtforum an der Stelle des ehemaligen Schlosses in der Berliner Stadtmitte werden mit Kleinpflaster aus Dolomit belegt. In demselben Material werden auch große Sitzbänke, Mauern für Pflanzgärten und Teile der vorbeiführenden Straße gestaltet. Das sieht der Entwurf der Berliner Landschaftsarchitekten bbz vor. Timo Herrmann hat in dem Büro die Federführung. Er hat sich im Wettbewerb gegen rund 40 Einreichungen durchgesetzt.
In den Erläuterungen zu dem Entwurf wird ausdrücklich auf die Wirtschaftlichkeit des Naturstein hingewiesen: „Als robustes Belagsmaterial ist er dauerhaft und im Unterhalt kostengünstig.“ Betont wird außerdem, dass „die Verwendung qualitätvoller Materialien … dem Ort eine seiner zentralen Lage und seiner historischen Bedeutung angemessene Noblesse“ gibt.
Dolomit wurde gewählt, weil er ein „heimisches Sedimentgestein härterer Güte (ist), das farblich und strukturell mit der Gebäudefassade und dem Platzbelag des angrenzenden Lustgartens aus Muschelkalk“ harmoniert, heißt es in den Unterlagen.
Kleinpflaster gehört in Berlin zum historischen Straßenbild, meist in Kalkstein, Basalt oder Porphyr. Überall auf den Gehwegen findet es sich zusammen mit großen Granitplatten, wegen ihrer Unterseite „Schweinebäuche“ genannt.
Die Verwendung eines einheitlichen Materials rund ums Humboldtforum soll den Stadtraum als Einheit erlebbar machen. „Alle Teilbereiche erhalten einen homogenen richtungslosen Belag … im Passeverband … mit einer gesägten und sandgestrahlten Oberfläche“, schreiben die Landschaftsarchitekten.
Machen wir einen virtuellen Rundgang und starten wir auf der Seite zu Dom und Lustgarten (in der Grafik: (1)). Dort wird es bis zu 80 cm hohe Pflanzbeete aus Dolomit mit Stauden geben. Sie sollen an die Terrassen erinnern, die sich ehemals an dieser Stelle befanden.
Vor dem Hauptportal (2) soll die Pflasterfläche „einen ruhigen Platzbereich“ schaffen und so den Schloss-Nachbau „in voller Pracht erstrahlen“ lassen, so die Landschaftsarchitekten. Gegenüber des Portals am Flussufer steht der Sockel des einstigen Nationaldenkmals. Darauf wird später das neue Einheitsdenkmal errichtet.
Als „intimes Kleinod“ sehen die Planer das Schleusengärtchen dort direkt auf Wasserhöhe. Zu der Sitzbank aus Stein führt eine Treppe im selben Material.
Am Schleusengärtchen zeigt sich das Konzept, das in der Auslobung ausdrücklich vorgegeben wurde: die Gestaltung soll erlebbar machen, wie der alte Kern von Berlin vom Wasser geprägt wurde. Nicht nur, dass die Spree sich hier in zwei Arme aufteilt und die heutige Museumsinsel bildet. Dass der Große Kurfürst an dieser Stelle sein Schloss errichtete, hing auch damit zusammen, dass damals das elegante Reisen zu Wasser als Alternative zur beschwerlichen Fahrt in der Kutsche Mode war und dass holländische Wasserbauer zur Hand waren, die die Spree und ihre Zuflüsse zu zähmen wussten. So jedenfalls wird es in der Auslobung dargestellt.
Richtig groß fallen die steinernen Sitzbänke auf der nächsten Seite aus (3). Von „skulpturalen Bankmonolithen“ schreiben die Architekten. Inzwischen haben sich schon Stimmen gemeldet, die – neben anderen Änderungen im Entwurf – an dieser Stelle den Neptunbrunnen wieder haben wollen.
Schließlich die letzte Seite (4) mit Blick zum Alexanderplatz und Fernsehturm. Wie in der Auslobung gewünscht, wird der Fluss den Bürgern wieder nahe gebracht: Auf Wasserniveau gibt es eine Fläche mit großer Sitzbank unter einer Trauerweide. Der Baum erinnert an das ehemalige Spreegärtchen. Die Zugangsrampen werden mit Platten aus Dolomit belegt. Obendrüber auf Normalniveau („Spreebalkon“)findet sich wieder das Kleinpflaster vor den Restaurants und Cafés im Erdgeschoss des Humboldtforums.
Nur auf dieser Seite wird die Schlossfassade nicht nach historischem Vorbild rekonstruiert.
Dolomit-Platten kommen noch an einer weiteren Stelle zur Verwendung: Das Stück der Karl-Liebknecht-Straße entlang des Lustgartens wird damit belegt und außerdem über die normale Asphaltebene hinaus angehoben. Das soll die „räumliche Zusammengehörigkeit von Lustgarten und Schlossplatz unterstreichen und das barrierefreie Queren der Straße auf breiter Fläche zu ermöglichen“, so die Architekten.
Als Größe der Fläche nennt die Berliner Zeitung „zirka 38.000 m²“. Für die Gestaltungen stehen 12 Millionen Euro zur Verfügung.
Renderings: bbz Architekten
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Erläuterung der Architekten zu ihrem Siegerentwurf
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