Sharon Nowlan

Sharon Nowlan hat für ihre kleinen Kunstwerke eine Art von Notenschrift entwickelt: so wie ein Komponist ganze, halbe oder Viertelnoten usw. auf und zwischen die Linien setzt, so arrangiert sie (ohne Hilfslinien) die Steinchen hin und her, wechselt eine Farbe gegen eine andere aus oder eine Form gegen eine, die besser passt, bis das Bild so ist, dass der Betrachter beim ersten Sehen die dargestellte Situation mit allen Stimmungen dazu wahrnimmt.

Und also kann man Sharon Nowlan häufig auf der Atlantikküste im Pictou County im kanadischen Nova Scotia antreffen: „Jeder Strand hat Kiesel in ganz eigenen Farben und Formen“, schreibt sie uns.

Sharon Nowlan: Pebble art.

Wir haben uns gewundert, dass ihre Kiesel so flach sind – die Sorten, die man aus Gebirgsbächen kennt, sind dicker und rundlicher. „Der Ozean macht die Steine flach und glatt“, antwortet sie. Das Material stammt von Felsen entlang der Küste, die ihrerseits aus Sedimenten gebildet wurden. Wenn das Meer sie zerschlägt, brechen sie schichtweise auseinander.

Entweder sucht Sharon Nowlan nach bestimmten Formen oder Farben, oder sie lässt sich von dem, was sie findet, auf Melodien bringen. Nie unterzieht sie ihr Rohmaterial einer Bearbeitung.

Sharon Nowlan: Pebble art.Sharon Nowlan: Pebble art.

Daneben nimmt sie auch andere Dinge in ihre Bilder auf: Bruchstücke von Muschelschalen oder Glas zum Beispiel, kleine Ästchen, Striche mit Bleistift.

Sharon Nowlan: Pebble art.Sharon Nowlan: Pebble art.

Ihre Themen beschreiben Situationen aus dem Alltag. „Ich mache gerne Bilder, die mich an meine Kinder erinnern und an die Versuche, sie zu erziehen“, antwortet sie auf unsere Frage, „die Leute schreiben mir und erzählen mir Geschichten aus ihrem Leben oder von einer geliebten Person.“

Sharon Nowlan: Pebble art.

Das Komponieren der nur wenigen Einzelteile für ein Bild ist dabei aufwändiger als es aussieht: „Oft probiere ich 20 Köpfe aus, bis ich zufrieden bin.“ Dazu gehört auch, das richtige Maß an Kleber zu finden, der die Teile auf der Rückwand hält, ohne dass er seitlich hervorquillt.

„Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich in einer Gegend lebe, wo ich diese kleinen Kiesel finde… Mein Studio im Garten ist voll davon, „aber immer meine ich, dass ich noch mehr brauche“.“

Sharon Nowlan (1, 2)

Fotos: Sharon Nowlan

Sharon Nowlan.(04.06.2014)