Steinerne Säulen für die Vermessung von Sachsens Hinterland

Die Triangulierungssäule auf dem Raumberg in der Sächsischen Schweiz. Foto: Lapidem / <a href="https://commons.wikimedia.org/"target="_blank">Wikimedia Commons</a>

Viele der Punkte für die „Königlich Sächsische Triangulirung“ aus den Jahren von 1862 bis 1890 sind erhalten geblieben

Naturstein kündet nicht nur in den Städten an vielen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten von der Geschichte dort. Auch auf dem Land und sogar außerhalb der Ortschaften kann man solche Zeugnisse finden. Ein Beispiel sind Triangulationssäulen. Es handelt sich um Hilfspunkte für die Arbeit der Landvermesser. Im Regelfall findet man sie auf herausgehobenen Hügeln, von wo aus man einen guten Rundumblick hat. Auf der Website des Netzwerks „Steine in der Stadt“ sind solche Vermessungspunkte aus der „Königlich Sächsischen Triangulirung“ von 1862 bis 1890 zusammengestellt.

Damals unternahm das Königtum mit Sitz in Dresden eine großangelegte Bestandsaufnahme seines Territoriums. Einer der vielen Gründe für das kostenträchtige Unterfangen mag gewesen sein, dass damals der Bau von Eisenbahnlinien eine Blüte erlebte.

Geleitet wurde das Projekt von Professor Christian August Nagel, weshalb die Markierungen in der Landschaft auch als „Nagelsche Säulen“ bezeichnet werden. Es begann mit einem Netz 1. Ordnung, für das 36 Punkte mit großer Distanz festgelegt wurden. Später wurden mit dem Netz 2. Ordnung 122 Punkte eingefügt. Sie lagen meist nur noch um die 10 Kilometer auseinander.

Triangulation im 16. Jahrhundert. Quelle: <a href="https://commons.wikimedia.org/"target="_blank">Wikimedia Commons</a>

Das Prinzip der Triangulation ist einfach und wird im Mathematikunterricht vermittelt: man braucht 3 Punkte in der Landschaft, so dass man ein virtuelles Dreieck hat, und dann kann mit mit wenigen Angaben und mithilfe von Sinus, Cosinus usw die Abstände zwischen den Eckpunkten ermitteln.

Das heißt: man rechnet, statt dass man misst.

Was jedoch ein richtiger Landvermesser ist, muss er – vielleicht für spätere Verfeinerungen – das Netz seiner Vermessungspunkte festhalten. Dazu dienen die Säulen.

Jetzt aber wird der Aufwand richtig groß. Denn man muss weithin sichtbare Objekte in der Landschaft platzieren, die zudem nicht jeder Bauer umeißen kann, wenn sie auf seinem Acker stehen. Und sie sollen auch eine Beschriftung tragen, natürlich, schließlich ist das Unterfangen eine Sache des Königs.

Vielerorts findet man Säulen aus Granit, oft aber auch Rochlitzer Porphyrtuff in solchen Regionen, wo es keine gar keine Brüche dafür in der Nähe gibt.

Die Triangulierungssäule von Ebersbrunn unweit von Zwickau. Foto: Lysippos / <a href="https://commons.wikimedia.org/"target="_blank">Wikimedia Commons</a>

Was die Formen angeht, sind es Säulen, aufrecht stehende Quader oder Obelisken. Eine Seite bei Wikipedia gibt eine Übersicht. Zu dem Exemplar von Ebersbrunn mit der Nummer 137 findet man in der Denkmalliste des Freistaats weitere Angaben: diese Säule ist 2,3 m hoch und besteht inklusive Sockel aus einem Stück (siehe Foto). Solch einen Brocken mit einem Ochsenkarren an einen erhöhten Standort zu schaffen und dort auf ein Fundament zu setzen, bedeutete schon einiges an Anstrengung.

Heutzutage sind die Fluchtlinien oft mit Bäumen zugewachsen und nicht mehr erkennbar.

Einzelne Punkte im Triangulationsnetz gab es auch auf Kirchtürmen oder auf Burgen. Für die Stationen der Großenhainer Grundlinie wurden sogar kleine Gebäude errichtet.

Beobachtungstisch an einem Vierungsturm am Kölner Dom, der unter anderem für die Vermessung des Rheinlands Bezugspunkt war. Foto Raimond Spekking / <a href="https://commons.wikimedia.org/"target="_blank">Wikimedia Commons</a>

Natürlich spielte der Kölner Dom auch bei diesem Thema eine Rolle: unser Foto zeigt einen Beobachtungstisch an einem Vierungsturm, der unter anderem für die Vermessung des Rheinlands Bezugspunkt war.

Netzwerk Steine in der Stadt

Wikipedia: Sächsische Triangulierung

(19.06.2020)