Elyn Zimmermans Arbeit „Sudama“ mit spiegelnden und rauen Granitflächen wurde zur American University in Washington DC versetzt

Elyn Zimmermans „Sudama“ am neuen Standort.

Das monumentale Werk, ehemals: „Marabar“ betitelt, bezieht sich auf Höhlen indischer Mönche und lässt Natur und Kultur in ein Zusammenspiel treten

Am Ende waren es nur 4 Meilen Distanz zwischen dem alten und dem neuen Standort, aber die Wogen sind geglättet im Streit um das spektakuläre Kunstwerk „Sudama“ von Elyn Zimmerman in Downtown Washington DC. Manche Leser werden wissen, um was es geht, wenn wir den vorherigen Namen der monumentalen Arbeit nennen: „Marabar“.

Das Werk befand sich am Hauptsitz der National Geographic Society (NGS), und die hatte 2017 Veränderungen dort angekündigt, von denen auch das Werk von Elyn Zimmerman betroffen sein würde. Das führte zu heftigen Protesten in der Kunstszene und auch von Wissenschaftlern, angestoßen von der Cultural Landscape Foundation. Die konnten nun beigelegt werden.

Zimmermans „Marabar” bezieht seine Wirkung aus dem Kontrast von spiegelblank polierten und naturbelassenen Flächen großer Granitbrocken und hat auch eine spiegelnde Wasserfläche als Teil der Installation. Es gilt als wegweisende Arbeit für die Entwicklung monumentaler Landschaftsskulpturen.

Elyn Zimmermans „Sudama“ am neuen Standort.

Erzählen wir die ganze Geschichte: Im Jahr 1980 hatte die National Geographic Society verschiedene Künstler eingeladen, Vorschläge für Kunst am Bau an ihren neuen Haupsitz in Washington DC einzureichen. Die einzige Vorgabe des Auftraggebers war, dass die Gestaltung mit Wasser und Stein erfolgen sollte.

Elyn Zimmermans Idee wurde ausgewählt, auch wenn sie sich vorher weder in dem Bereich von Landschaftsgestaltung noch von monumentaler Kunst einen Namen gemacht hatte. Bis zu jenem Zeitpunkt hatte sie vor allem mit Malerei und Fotografie gearbeitet.

Elyn Zimmermans „Sudama“ am neuen Standort.

Zimmerman erzählte später, wie sie zu ihrer Idee mit den spiegelnden Granitblöcken entlang eines 60 Fuß langen Wasserlaufs für die Plaza gekommen war: sie hatte den Roman “A Passage to India“ (Eine Reise nach Indien) des englischen Schriftstellers E.M. Forster aus dem Jahr 1924 gelesen, in dem eine „Marabar“ genannte Höhle ausführlich beschrieben wird: es handelt sich um einen gewaltigen Felsrücken aus Granit, und in dessen Innerem gab es Höhlen mit spiegelblank polierten Wänden.

Begeistert zitiert sie, wie Forster das Entzünden eines Streichholzes im Inneren der Höhle beschreibt, wenn neben der echten Flamme wie von Zauberhand noch Spiegelungen entstehen, oder wie er sich fasziniert mit den Reflexionen von Tönen und Geräuschen in der stockdunklen Felskammer mit schmalem Zugang beschäftigt.

Tatsächlich gibt es ein echtes Vorbild für Marabar, und davon erfuhr Elyn Zimmerman, als es 2021 um die Suche nach einem neuen Standort für ihr Kunstwerk ging: Es sind die Barabar Caves im Nordosten Indiens, die Forster damals besucht hatte.

Elyn Zimmermans „Sudama“ am neuen Standort.

Sie gehen auf das das Maurya Reich (322-185 v. Chr.) zurück und gelten auch heute als touristisches Highlist im Bundesstaat Bihar. Sie wurden als Rückzugsorte für Mönche der Ajivika-Sekte in den Fels gehauen; die Mönche lebten in Askese, und die Spiegelwände dienten ihnen vermutlich zu besonderen Wahrnehmungen im Rahmen der Askese.

Die National Geographic Society erklärte sich bereit, die Suche nach dem neuen Standort für Marabar und die Verlegung des Kunstwerks zu bezahlen. Nach den Vorstellungen von Elyn Zimmermann sollte das neue Werk den Namen „Surama“ tragen, nach einer der bekanntesten unter den echten Barabar Höhlen. Sie nahm einige Veränderungen vor, denn schon die erste Arbeit war speziell auf den Standort hin konzipiert wurden.

So kam es schließlich zum Transport der Brocken mit insgesamt 240 t Gewicht auf den Campus der American University, ebenfalls in Downtown Washington. Es sind 5 gewaltige Blöcke und einige kleinere, die nun ein halbmondförmiges Becken mit fließendem Wasser
inmitten von Grasflächen und Bäumen umgeben.

„Zimmermans ruhige Installation wird Studenten, Lehrkräften, Mitarbeitern, Besuchern und der breiteren DC-Gesellschaft einen friedlichen und kontemplativen Raum bieten, der allen offen steht”,“ sagte Linda Aldoory, Dekanin des College of Arts and Sciences.

„Ein reflektierender Raum – im wörtlichen und im übertragenen Sinne”, kommentierte Jack Rasmussen, Direktor und Kurator des American University Museum. „Man sieht sich selbst, die Umgebung, das Wasser, den glatten, polierten Stein in diesem ganz besonderen Raum.“

Elyn Zimmerman

American University

Fotos: Dylan Singleton, American University

Elyn Zimmermans „Sudama“ am neuen Standort.Elyn Zimmermans „Sudama“ am neuen Standort.

(19.05.2023)