Das Neue Bauen mit Stein soll auch eine wichtige Rolle auf dem Architekturkongress der Stone+tec (19. – 22. Juni 2024) spielen
Eine wichtige Orientierung für die Natursteinbranche in Deutschland hat der Deutsche Naturwerksteinverband (DNV) [German Ornamental Stone Association (DNV)] bei seiner Mitgliederversammlung im Juli 2023 verkündet: Präsident Hermann Graser will die heimischen Steinsorten noch stärker als bisher als „Baustoffe der Zukunft“ propagieren und dafür auch das Massivbauen mit Stein bekannt machen. Es ist in Frankreich populär und verwendet kleine Steinblöcke in Standardmaßen, die wie bei einem Baukasten aufeinandergesetzt werden.
Das Konzept ist, historisch gesehen, ein Schritt zurück vor die Zeiten der Industrialisierung, als Naturstein das einzige dauerhafte und gleichzeitig stabile Material war. Später diente es hauptsächlich als Verkleidung für Fassaden oder im Innenausbau. Nun soll es wieder zu einem echten, tragenden Baustoff werden – die Begründung dafür ist das Bemühen um mehr Nachhaltigkeit am Bau.
Zu den konkreten Maßnahmen des deutschen Verbands dafür zählt die Initiative „Zukunft Naturstein“ im Internet, die in verschiedenen Themengebieten über den grün
geringen ökologischen Fußabdruck von Naturstein und seine Langlebigkeit informiert.
Daneben ist der Verband an neuen Forschungsprojekten zum massiven Bauen an den Universitäten Dortmund und Dresden beteiligt.
Dieses Neue Bauen mit Stein soll wiederum eine wichtige Rolle auf dem Architekturkongress der Messe Stone+tec im Jahr 2024 (19. – 22. Juni, Nürnberg) spielen. Ziel ist, damit Architekten und Designer auf das Branchenevent zu holen. Denn für sie ist nachhaltiges Bauen aktuell DAS große Thema.
Auch deshalb hat der Verband neben den bisherigen Studien zu den Ökobilanzen von Naturstein nun noch zusätzlich EPDs (Environmental Product Declaration) für zwei Kategorien der Steine erstellen lassen. Sie benennen Durchschnittswerte für magmatische und sedimentäre Gesteine. Die EPDs sollen Architekten die Planungsarbeit erleichtern.
Generell will Verbandspräsident Graser ein Umdenken in der öffentlichen Meinung erreichen:
* das Material selbst sieht er „als Teil der Natur, den die Menschen für eine zeitweilige Nutzung aus den natürlichen Kreisläufen entnehmen und nach einer Zeit der Nutzung wieder dorthin zurückgeben“;
* in einem Steinbruch sieht er nicht „eine Zerstörung der Natur, sondern ihre Aufwertung“: neuere Untersuchungen hätten ergeben, dass selbst aktive Brüche wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen darstellen;
* überhaupt sei die Entnahme von Stoffen aus der Umwelt ein normaler Teil des Bauens, denn auch Sand und Kies für Beton oder genauso Lehm oder Stroh würden nicht vom Himmel fallen.
Diese Gedanken, besser: Richtigstellungen müsse die Branche in die Öffentlichkeit tragen. Als eine Aktion dazu plant der Verband für das Frühjahr 2024 ein Treffen mit Parlamentariern des Deutschen Bundestages in Berlin.
Einen weiteren Aspekt dieses angestrebten neuen Bewusstseins um Naturstein erwähnte Graser am Rande: Jobs bei nachhaltig agierenden Firmen seien bei jungen Leuten gefragt – vielleicht könne man damit auch dem gravierenden Mangel an Fachkräften in der Branche entgegenwirken.
Weitere Themen der Mitgliederversammlung waren:
* Richard Kettner und Heinrich Rhein wurden zu Ehrenmitgliedern in der Technischen Kommission des DNV ernannt. Kettner spielte eine wesentliche Rollen bei der Entwicklung modener Fassadenverkleidungen, als man anstelle aufgemörtelter Natursteinplatten zu hinterlüfteten Konstruktionen mit Edelstahlankern überging; Heinrich Rhein leiste wesentliche Beiträge zu den Bautechnischen Informationen (BTI) des Verbands.
* das EU-Forschungsprojekt „Winstone“ zur Gewinnung von Frauen für die Branche wurde abgeschlossen, aktuell läuft das Projekt „Inclusivestone“ zu Chancen für Benachteiligte und Behinderte in der Branche. Diese Projekte in Kooperation mit europäischen Partnern sind auch finanziell wichtig für den Verband;
* im Grabmalbereich „ist die heimische Produktion gut ausgelastet“ hieß es in einem Bericht aus dieser Arbeitsgruppe. Jedoch seien Firmen, die vor Covid als Importeure agierten, nach einem Zwischenspiel mit heimischen Erzeugnissen nun wieder verstärkt zu den Importen zurückgekehrt. Die Webseite https://grabmalnaturstein.de/ will den Friedhof stärker als bisher als Ort der Trauerbewältigung erlebbar machen.
Deutscher Naturwerksteinverband (DNV)
Fotos: Peter Becker
(06.08.2023)