Thermalquellen eines erloschenen Unterwasservulkans machen den Meeresgrund vor der Küste Kaliforniens zu einem Paradies für die Fortpflanzung der Tiefseekraken

Eine Ansammlung von weiblichen Perlenkraken (Muusoctopus robustus) im „Octopus Garden,“ nahe des Davidson Seamount vor der Küste Kaliforniens in rund 3200 m Tiefe. Quelle: MBARI

Im Jahr 2018 beobachteten Forscher Tausende von Kraken, die auf dem Meeresboden vor der Küste Kaliforniens nisteten. Die Entdeckung des sogenannten „Octopus Garden“ hat die Neugier von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt geweckt. Nun hat ein Team von Wissenschaftlern bestätigt, dass die Tiefseetiere zu diesem Ort wandern, um sich zu paaren und zu nisten: die Wärme von Thermalquellen beschleunigt die Entwicklung ihrer Eier.

Der Oktopusgarten vor der Küste Mittelkaliforniens ist eine der wenigen bekannten derartigen Kinderstuben für Tiefseekraken. Hier gibt es die größte bekannte Ansammlung von ihnen auf dem Planeten – Forscher zählten mehr als 6000 Tiere in einem Teil des Geländes und gehen davon aus, dass es insgesamt 20.000 oder mehr sein könnten.

Der Kalifornische Oktopusgarten befindet sich 3200 m unter der Meeresoberfläche auf einem kleinen Hügel in der Nähe des Davidson Seamount, eines erloschenen Unterwasservulkans 130 km südwestlich von Monterey, Kalifornien. Der Ort ist voll von Muusoctopus robustus – einer Art, der die Forscher den Spitznamen Perlenkrake gegeben haben, weil die nistenden Tiere aus der Ferne wie Perlen auf dem Meeresboden schimmern.

Im Laufe von 14 Tauchgängen mit einem ferngesteuerten Roboter fand ein Forschungsteam des Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI) heraus, dass der Ort in der Tiefsee ideal für die Fortpflanzung der Tiere sein muss: Die Anwesenheit erwachsener männlicher und weiblicher Kraken, sich entwickelnder Eier und geschlüpfter Kraken deutet darauf hin, dass der Ort ausschließlich zur Fortpflanzung genutzt wird. Das Team beobachtete keine mittelgroßen Exemplare und auch keine Anzeichen für eine Futteraufnahme.

Als Forscher der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) und von Nautilus Live den Oktopusgarten entdeckten, hatten sie auch „schimmerndes“ Wasser beobachtet. Dieses Phänomen tritt auf, wenn sich warmes und kühles Wasser vermischt, was darauf hindeutet, dass es in der Region zuvor unbekannte Thermalquellen gab.

Neue Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die Nester der Tiere in Spalten befinden, die von diesen Quellen umspült werden und in denen wärmeres Wasser aus dem Meeresboden austritt.

Die Wassertemperatur in einer Tiefe von 3200 m beträgt 1,6 Grad Celsius. In den Rissen und Spalten des Oktopusgartens erreicht die sie jedoch fast 11 Grad Celsius.

Kraken sind kaltblütige Tiere. Die Zeit, in der sie ihre Eier ausbrüten und der Embryo sich entwickelt, hängt von der Wassertemperatur ab.

„Die Tiefsee ist eine der schwierigsten Umgebungen auf der Erde, und doch haben die Tiere clevere Methoden entwickelt, um mit eisigen Temperaturen, ständiger Dunkelheit und extremem Druck zurechtzukommen. Indem sie an hydrothermalen Quellen nisten, verschaffen die Krakenmütter ihrem Nachwuchs einen Vorteil”, sagte Jim Barry, leitender Wissenschaftler am MBARI und Hauptautor der Studie.

Die große Anzahl von Kraken in einem Gebiet zieht aber auch Fressfeinde und Aasfresser an. Wie die meisten anderen Kopffüßer stirbt auch der Perlkrake nach der Fortpflanzung. Eine reiche Gemeinschaft anderer wirbelloser Tiere ernährt sich von den noch nicht geschlüpften Eiern, den gefährdeten Jungtieren oder den verstorbenen erwachsenen Kraken.

Die Studie wurde in Science Advances veröffentlicht. Die Autoren kommen vom Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI), Monterey Bay National Marine Sanctuary der NOAA, Moss Landing Marine Laboratories, University of Alaska Fairbanks, University of New Hampshire und Field Museum.

Quelle: Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI)

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(28.08.2023)