Die Anping Bridge unweit von Xiamen stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist ganz aus Granit errichtet

Die Anping Bridge unweit von Xiamen.Die Anping Bridge unweit von Xiamen.

Die Fahrbahn auf dicken Pfeilern sollte den Warentransport zu und von einem Hafen erleichtern

Ein Beispiel für Chinas lange Tradition im Bau mit Natursteinen ist die Anping Bridge, etwa 2 Stunden Autofahrt von Xiamen entfernt. Sie wurde im 12. Jahrhundert im alten Kaiserreich erbaut, ist gut 2 km lang und verläuft schnurgerade durch eine Wasserfläche. Sie dokumentiert auch Chinas Geschichte als Handelsnation: ihr Bau erleichterte und verbilligte den Transport von der Küste ins Hinterland erheblich.

Wir haben die Brücke auf Einladung des chinesischen Verbands CSMA zusammen mit einer Architektengruppe im Anschluss an die Xiamen Stone Fair 2023 besucht.

Das Bauwerk beeindruckt mit seiner schieren Masse an Stein für die 361 Pfeiler und die Fahrstrecke obendrüber. Es handelt sich ausschließlich um Granit, so dass man sich gar nicht den Aufwand vorstellen mag, um das Rohmaterial im Steinbruch aus dem Fels zu lösen und anschließend zu zerschneiden.

Die Steinbalken für die Fahrbahn sind 5 bis 11 m lang. Der Schwerste wiegt rund 25 t.

Die Bauarbeiten begannen 1128 im 8. Shaoxing-Regierungsjahr in der Song Dynasty und wurden nach 14 Jahren abgeschlossen, wie es auf einer Informationsstele an Ort und Stelle heißt.

Die Anping Bridge unweit von Xiamen.

Vermutlich nutzte man für das Transportieren des Materials und das Bauen Pontonkonstruktionen und die Wasserstände von Ebbe und Flut aus.

Unter den Pfeilern sind Baustämme in den Boden gerammt, auf denen die Steinbalken wechselseitig geschichtet sind. Drei Formen gibt es für die Pfeiler: rechteckig, in Kanuform und in Form zweier Kanus nebeneinander.

Die Gesamtlänge beträgt 2255 m, was etwa 5 chinesischen Meilen entsprach. Deshalb lautet ein Name des Bauwerks auch Wu-Li-Brücke oder Wuli-Brücke, was Fünf-Meilen-Brücke bedeutet. Im Internet werden auch 2700 m als ursprüngliche Länge genannt.

Sie war über viele Jahrhunderte das längste Bauwerk in China in dieser Konstruktion.

Die Breite der Fahrbahn liegt zwischen 2,9 und 4 m. An den Seiten gibt es eine Begrenzung, ebenfalls aus Granit.

Die Anping Bridge unweit von Xiamen.

Ehemals zierten 5 Pavillons den Fahrweg. Der Shuixin Pavilion an einem Endpunkt ist erhalten.

Im Anschluss an die Endpunkte der Brücke auf beiden Seiten findet man Pagoden mit Buddha-Figuren.

Zehn Mal wurde die Brücke seit ihrer Fertigstellung im Jahr 1152 saniert, zuletzt 1985. Heute steht sie auf der Liste der Kulturdenkmäler Chinas [List of Major National Historical and Cultural Sites].

Den Grund für den Bau der Brücke kann man sich heute nur noch schwer vorstellen: Ehemals unterbrach die Meeresbucht (heute: Anhei Bay) mit der Mündung des Shijing-Flusses die Verbindung der beiden Städte Shuitou und Anhei (damals: Anping). Eine Karte zeigt die Lage heutzutage:

Die Anping Bridge unweit von Xiamen.Die Anping Bridge unweit von Xiamen.

Wir spekulieren: Vermutlich war die Wasserfläche ehemals sehr viel breiter, so dass Umfahrungen auf dem Landweg zu weit gewesen wären.

Andererseits ist sicher, dass die Bucht auch damals nicht schiffbar war, und inzwischen ist sie in großen Teilen verschlammt und trocken gefallen. Heute werden große Teile der Bucht für Shrimp-Farmen genutzt.

Auf beiden Seiten der Wasserfläche sind inzwischen Parks entstanden.

Um den Seehandel zu stützen, kamen die Stadtverwaltung von Quanzhou, die Bürger, Händler und religiöse Gruppen zusammen und finanzierten das Projekt, wie es auf einer der Informationsstelen heißt.

An den Stein für den Bau kam man vermutlich mit vertretbarem Aufwand heran. Denn die Provinz Fujian, in der Shuitou und auch Xiamen liegen, ist noch heute ein Zentrum von Chinas Steingewinnung. Auch die Stadt Guanzhou, nebenan in der Provinz Guangong, spielt heute eine wichtige Rolle in der Steinbranche.

Die Anping Bridge unweit von Xiamen.

(16.10.2023)