Stone Stories: Eier und Quark für den Mörtel

Die Karlsbrücke von der Burg gesehen. Fotos: Bertram Feld(Dezember 2008) Schön ist die Legende zweifellos – und sie stimmt auch noch: dem Mörtel, der beim Bau der Prager Karlsbrücke im 14. Jahrhundert zum Einsatz kam, haben die Steinmetze tatsächlich Eier und Quark beigemischt. Das ergaben Analysen der tschechischen Chemisch-Technologischen Hochschule (VŠCHT). Deren Wissenschaftler hatten im Rahmen der aktuellen Sanierungsmaßnahmen an der Brücke die Gelegenheit, mit modernen Methoden das Baumaterial zu überprüfen. Dabei stießen sie auf die proteinhaltigen Bindemittel. „Man kann relativ genau nachweisen, dass es sich dabei um Eiweiße aus Eiern, aber auch aus Milch oder Quark handelt“, so eine Expertin der Hochschule. Durch das Beimischen der Proteine sollte nicht nur der Mörtel nach Abbinden härter gemacht, sondern auch sein Abbinden verzögert werden. Dadurch hätten die Steinmetze mehr Zeit für ihre Arbeiten gehabt.

Der Sage nach hatte Kaiser Karl IV. die Untertanen im ganzen Land aufgerufen, für den Bau der Brücke Eier nach Prag zu bringen. Die Arbeiten begannen im Jahr 1357 und dauerten knapp 50 Jahre. Das Bauwerk verbindet die Stadtteile auf beiden Seiten des Flusses Moldau und wurde ganz aus Stein mit 16 Bögen errichtet. Seine Länge beträgt 516 m, die Breite 10 m. Baumeister war der damals 27 Jahre alte Peter Parler.

Bei Stadtführungen kann man noch weitere der beinahe unzähligen Sagen aus dem alten Prag hören. Etwa diejenige, in der es um Zahlenmystik geht: Angeblich soll die Grundsteinlegung nach genauesten Berechnungen von Astrologen am 9. Juni 1357 exakt um 5:31 morgens erfolgt sein, so dass, wenn man Datum und Uhrzeit in der richtigen Reihenfolge liest, sich die Folge 1-3-5-7-9-7-5-3-1 ergibt. Die besteht nicht nur aus ungeraden Zahlen, alle in Zweierschritten zueinander, sondern lässt sich auch von Anfang wie von Ende her gleich lesen. Das wiederum stand symbolisch für das Alpha und Omega der Mystik, oder, auf die Brücke angewendet, für eine optimale Geburtsstunde, um den Lauf der Zeiten zu überstehen.

Immerhin zählt die Karlsbrücke heute zu den ältesten Steinbrücken Europas. Auch wenn mehrfach Pfeiler einstürzten und wenn etliche der europäischen Kriege sowie nicht weniger schlimme Hochwasser über sie hinwegzogen, hat sie alle Zeiten überstanden.

Auf 16 mächtigen Pfeilern ruht die Brücke.