(März 2011) Er ist – im positiven Wortsinn – ein Pauker, wie es sie auf den Gymnasien gibt: besessen von ihrem Fachgebiet, höchst kompetent in allen diesbezüglichen Fragen und auch darüber hinaus, und gleichzeitig mit einem hohen Maß an Witz und Selbstironie ausgestattet, weshalb die Schüler diese Art von Lehrern lieben und das ganze Halbjahr über jene Schulstunden sehnlich erwarten, in der es ihnen gelingt, sie weg vom Stoff und hin zum Schwatzen zu bringen.
Bei Johannes H. Schroeder ist diese Situation der Moment bei einer Führung im Gelände oder in der Stadt, wenn er merkt, dass das Publikum sich wirklich dafür interessiert, was er zu sagen hat. Dann sticht ihn der Hafer, und er verlässt die beinharte Seite der Geowissenschaften, um seine Erklärungen anzureichern mit Episoden, Anekdoten und Schmankerln. Jetzt läuft er zu großer Form auf, denn er hätte ohne Zweifel auch als ein bestimmter Showmastertyp Karriere machen können, im alten Orient vielleicht gar als Geschichtenerzähler.
Allerdings führte der Weg Johannes H. Schroeder über den angelsächsischen Doktortitel Ph.D. in eine Professur für Sedimentologie und Quartärgeologie an der Technischen Universität Berlin, und der gerade aktuelle Punkt seiner Karriere ist die Auszeichnung mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Das ist beinahe das Höchste, was dieses Land zu bieten hat. „Er erhält die Ehrung aufgrund seines langjährigen erfolgreichen Wirkens als Geowissenschaftler und Hochschullehrer sowie für sein beispielgebendes gesamtgesellschaftliches Engagement“, heißt es in einer Presseerklärung des Berliner Senats.
Dazu nun muss man wissen, dass er, nach seiner Emeritierung, weiterhin unermüdlich unterwegs ist, nicht nur ehrenamtlich an seinem alten Institut, sondern auch im Verein Geowissenschaftler in Berlin und Brandenburg e.V. als dessen Vorsitzender seit 1991. Hier ist er Öffentlichkeitsarbeiter für Naturstein, macht Führungen in Stadt und Land oder hält seit 2005 als Koordinator auch das von ihm mitgegründete „Netzwerk Steine in der Stadt“ am Laufen. Dabei handelt es sich um einen Verbund über 90 Fachleuten aus der ganzen Bundesrepublik, in dem nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Steinmetze und Bildhauer Mitglieder sind. Verein und Netzwerk zeichnen sich dadurch aus, dass die Zusammenführung von Ost und West hier gelungen ist.
Natürlich macht er auch weiterhin Veröffentlichungen. Nun aber sind es populärwissenschaftliche Bücher. Beispiele sind seine Führer durch Berlin („Naturwerksteine in Architektur und Baugeschichte von Berlin“) oder durch verschiedene deutsche Städte („Steine in deutschen Städten“). Das jüngste Buch widmet sich Steinen auf dem Campus seiner Uni („Naturwerksteine auf dem Campus der Technischen Universität Berlin“).
„Netzwerk Steine in der Stadt“
„Naturwerksteine auf dem Campus der Technischen Universität Berlin“
„Naturwerksteine in Architektur und Baugeschichte von Berlin“
Die Ost-West-Zusammenarbeit im Verein Geowissenschaftler in Berlin und Brandenburg seit der Wende ist detailliert beschrieben in den Brandenburgischen Geowissenschaftlichen Beiträgen (Bd. 17, 2010, S. 3 – 17).