Architektur: Ideen für Mauern, Fassaden und Böden (3)

(März 2011) Alte Bauernhäuser, so schön und so prägend für eine Landschaft sie auch sind, stellen ihre neuen Besitzer doch vor besondere Probleme: Sie sind zu groß für heutige Kleinfamilien und bieten trotzdem meist zu wenig Platz. So ging es auch dem Besitzer mit einem Haus in der Ortschaft Charrat unweit vom Genfer See. Die Architekten des Genfer Büros Clavienrossier fanden eine ungewöhnliche Lösung: von den zuvor 3 Stockwerken behielten sie nur das Erdgeschoss und einen Teil der Wohnebene darüber bei.

Dafür aber setzten sie oben wieder ein Geschoss auf, das heutigen Wohnansprüchen entspricht: nun gibt es dort zwei große Räume, und die Fenster öffnen sich weit auf die Alpenlandschaft.

Auch in Hinsicht auf das Material ist das ehemalige Bauernhaus ein Bauwerk zwischen alt und neu: nur die neuen Teile sind in modernem Material ausgeführt, nämlich in Beton. Das typische Bruchsteinmauerwerk der alten Außenwände, vorher unter Putz verborgen, wurde wieder freigelegt.

Da aber Beton nicht die Dicke massiver Mauern verlangt, setzten die Architekten die Fenster derart zurück, dass sich auch dem Laien die neue Statik mitteilt. Der Beton ist farbig ausgeführt und sieht auf den ersten Blick wie Naturstein aus.

Clavienrossier Architects

Fotos: Roger Frei

Der Ort liegt mitten in Berlin, doch er ist immer noch unheimlich: Ein paar Schritte vom Potsdamer Platz entfernt lagen die Folterkammern der Nazis im III. Reich, in denen die Barbarei des 20. Jahrhunderts einen ihrer Höhepunkte erreichte. Kürzlich wurde dort die Ausstellung „Topographie des Terrors“ eröffnet, ein unauffälliger Flachbau auf einem weiten, mit grauem Bruchstein  bedeckten Gelände, wo sich ehemals die Zentralen der Gestapo  und der SS befanden. Das Gebäude hat weite Glasfronten, so dass es nüchtern erscheint. Allerdings lässt sein Bodenbelag keinen Zweifel daran, an welchem Ort man sich befindet: wenn man sich längere Zeit in der Ausstellung aufhält, meint man plötzlich, in den weißen Adern im dunklen Schiefer (Phyllit) die Federstriche wiederzuerkennen, mit denen die Nazis Millionen von Leben auslöschten. Die Oberfläche des Steins aus Argentinien mit Namen Riverstone ist Brushed Antique nicht übersetzen.

Die Architekten kamen vom Berliner Büro Heinle, Wischer und Partner. Den Stein lieferte die SSQ Group mit Sitz in London.

Topographie des Terrors

Näheres über die Organisation der SS und über die Barbarei in den KZs findet man in dem Buch „Der SS-Staat“ von Eugen Kogon.

Fotos: SSQ Group

Wenn Sie, liebe Leser, immer noch nicht im Hotel Savoy in London abgestiegen sind, dann haben wir jetzt einen guten Grund, es endlich zu tun: im Zuge einer Modernisierung über 3 Jahre mit Gesamtkosten von 220 Millionen Pfund wurden in dem noblen Haus edelste Steinarbeiten erledigt, die anzuschauen sich lohnt. Die Firma Mega Marble lieferte den Stein und führte die Arbeiten aus. So wurde in der Strand Lobby nicht übersetzen der Schachbrett-Bodenbelag aus weißem Carrara Marmor und schwarzem Nero Marquina erneuert. Das klingt banal; jedoch lag die Herausforderung darin, die schiefen Linien optisch gerade zu rücken. Mega Marble brachte das zustande, indem jede Platte von Hand zugeschnitten wurde. Herausragend ist der 4 m hohe Bogen im Durchgang zur Upper Thames Lounge nicht übersetzen: Um die schwergewichtigen Platten ganz exakt an die Backsteinwand anzuhängen, mussten spezielle Befestigungen entwickelt werden. Zu erwähnen sind außerdem: der runde Sturz im Zugang zur Garderobe ist aus einem Block gemeißelt; die Theke in der Beaufort Bar mit ihrer raffinierten Beleuchtung besteht aus dem Labradorit Madagascar; im Riverside Restaurant sind die Wände mit dem Granit Star Galaxy verkleidet, im Bodenbelag kommt zum Granit noch der Marmor Crema Marfil dazu.

Mega Marble

Fotos: Mega Marble

Eine ganz ungewöhnliche Nutzung von Stein zeichnet eine Fassade der Technischen Universität im niederländischen Delft aus: dort hat Jeanne Dekkers Architektuur das Glas des Geotechnolgie-Gebäudes mit Bildern von durchgesägten Steinen bedruckt. Das bringt einerseits das Thema aus den Laboratorien und Lernräumen im Inneren auf die Außenhaut aus Glas und Aluminium. Andererseits dient das Dekor auch dazu, die Sonneneinstrahlung abzuhalten, ohne gleichzeitig den Blick nach draußen zu blockieren. Das 2-farbige Druckraster ist nur aus etwas Distanz als zusammenhängendes Bild zu erkennen.

Jeanne Dekkers Architectuur

Fotos: Daria Scagliola, Stein Brakkee