Kunst: Steinkreise im Museum

(April 2011) Das Berliner Museum Hamburger Bahnhof zeigt Arbeiten des Land-Art-Künstlers Richard Long: Kreise, die er aus einzelnen Steinen komponiert hat, auch eine gerade Linie aus Torfbrocken, und ein neues Werk extra für diese Präsentation, eine Art von riesiger Sonne in Wischtechnik mit Schlamm auf die Wand gebracht. „River Avon Mud Circle“ ist ihr Titel, denn das Material stammt vom Avon-Fluss in England.

Long gehört zu den Mitbegründern der Land Art. Das ist eine Gestaltungsrichtung, die in der Landschaft kleine Veränderungen vornimmt, etwa dort gefundene Materialien zu neuen Objekten zusammensetzt und diese vor Ort belässt. Folglich spielt Veränderung über die Zeitläufte und Vergänglichkeit eine wichtige Rolle im Konzept: die Objekte verändern sich mit den Tages- und Jahreszeiten, manchmal sind sie nach einer Weile verschwunden.

Von Long wird erzählt, dass er als Erstes seiner Kunstwerke einen Schneeball einen Hang hinunterkullern ließ. Dabei interessierte ihn weniger, wie die Kugel größer wurde, als vielmehr die Spur, die sie in der Landschaft hinterließ. Die dokumentierte er mit Fotos. Bekannt sich seine „Walks“, Wanderungen durch die Landschaft, die er als Linien im niedergetretenen Gras festhält.

In der aktuellen Ausstellung sind neben dem Kreis aus Schlamm an der Wand mehrere geometrische Figuren auf dem Boden zu sehen: Kreise aus rohen Sandsteinbrocken oder aus schwarz-weißem Schotter, eine Ellipse aus Basaltstücken, ein Kreis sowie eine breite Linie aus Torf und schließlich der berühmte „Berlin Circle“ aus Schieferstäben. Die habe er in einem Steinbruch in Cornwall gefunden und ohne Bearbeitung übernommen, sagte Long bei einer Pressekonferenz. Für ihn ist wichtig, dass der Künstler selber seine Materialien sucht und nicht angelieferte Stücke zu Kunstwerken komponiert.

Dass allerdings die Kunstwerke im Museum eigentlich nicht mehr Land Art sind, stört ihn dabei nicht. Schließlich sei der gewaltige Ausstellungsraum, in dem von Mitte des 19. Jahrhunderts an die Züge von Berlin in Richtung Hamburg abfuhren, selber eine Art von Landschaft, wie er sagte.

Im ersten Geschoss des Museums gibt es ergänzend eine kleine Ausstellung zur Land Art. Der „Berlin Circle“ ist übrigens dauerhaft zu sehen. 12 Meter beträgt sein Durchmesser.

Übrigens: Der Hamburger Bahnhof ist als „Museum der Gegenwart“ das dritte Haus der Nationalgalerie. Ihr Standort mit dem Namen „Alte Nationalgalerie“ auf der Museumsinsel hat gerade sein 150-jähriges Bestehen gefeiert. Auch dort gibt es reichlich Stein zu bestaunen, allerdings nicht als Material der Kunstwerke, sondern als Sandstein-Verkleidung der Außenmauern.

„Richard Long. Berlin Circle“, bis 31 Juli. Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof/Museum für Gegenwart

Richard Long

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