(April 2011) Ein Ereignis am Rande der Messe in Xiamen vom 06. bis 09. März verdient besondere Erwähnung: Am ersten Messetag fand die Grundsteinlegung für das Xiamen International Stone Center statt. Es wird 10.000 m² Ausstellungsfläche haben und darüber auf acht Stockwerken Büroflächen für 250 bis 300 Unternehmen bieten. Bemerkenswert ist dabei, dass sich auch ausländische Firmen einmieten können, wie Rochester Xu, Präsident der neuen Einrichtung und Chef der Firma Tongho Stone, sagte.
Dabei will „Up“, so der Kurztitel der Einrichtung, nicht nur die Bedeutung der Region Xiamen als Zentrum von Chinas Steinindustrie untermauern. Wie es in einer Pressemitteilung heißt, gehen die Visionen über das Nationale hinaus: Up soll sich zum „Hauptsitz und Zentrum des globalen Steingeschäfts“ entwickeln und auch bei „Materialtests, Forschung und Logistik“ eine führende Rolle übernehmen.
Das neue Zentrum entsteht im Technologiepark des Huli Distrikts nah zum Flughafen und zu anderen wichtigen Punkten der Infrastruktur. Finanziert wird es laut Pressemitteilung von den größten Steinfirmen aus Xiamen mit Unterstützung der zuständigen Wirtschaftskammer und des Distrikts. Die Fertigstellung ist für Ende 2012 geplant.
Die Eröffnungszeremonie auf freiem Feld war eine Live-Vorführung in chinesischer Lebensart: Begrüßungs-Mädels in roten Kleidern mit weißer Stola steckten den Gästen Blumensträußchen an, wilde Trommler ließen die Umgebung zittern, und als die Reden gehalten waren, schossen martialische Kanonen Konfetti in die Luft – über allem ertönte diesmal der Radetzkymarsch. Ach ja, der Grundstein: für westliche Augen war der ein ausgemachter Grabstein.
Kontakt: Rochester Xu (Mail)
Auch die Messe selbst will weiter wachsen. Wo es in den letzten Jahren Zelte für die Aussteller gab, stießen die Besucher in diesem Jahr auf eine große Baugrube. Es sollen zusätzlich zu den vorhandenen 105.000 m² Ausstellungsfläche bis zum nächsten Jahr 10.000 m² und bis 2013 noch einmal 30.000 m² dazukommen, wie die Messe auf Nachfrage mitteilte.
Gestiegene Zahlen bei Ausstellern und Besuchern gab es bei dieser 11. Xiamen Stone Fair wie im Jahrzehnt zuvor (siehe Tabelle unten). Dazu der Kommentar eines italienischen Berichterstatters, veröffentlicht im Newsletter des Consorzio CosMaVe aus der Region um Carrara (italienisch): „Xiamen ist ohne Zweifel dabei, sich zum Ereignis Nummer eins der weltweiten Steinbranche zu entwickeln.”
Dieser Erkenntnis ist nichts hinzufügen. Allerdings kamen wir beim Thema Designprodukte auf der Messe zu einem ganz anderen Eindruck als der Kollege. Während er nämlich schreibt, dass er nichts wirklich Interessantes seitens chinesischer Firmen gesehen habe („Sie lernen zu sägen und zu schleifen, aber ein guter Geschmack, Originalität und Kreativität wird nicht vermittelt”), haben wir im Vergleich zum Vorjahr eine erheblich größere Zahl an Firmen gefunden, die schon weit auf dem Weg zu guter Gestaltung gekommen sind.
Allerdings: während im Westen mancherorts unter Design eine zweckfreie und überkandidelte Formgebung verstanden wird, gibt man sich in China bodenständig. Zielgruppe für das, was da neu entsteht, sind nicht die Reichen, sondern ist die obere Mittelschicht. Als Beispiele werden wir in den kommenden Ausgaben einige Firmen präsentieren.
In anderer Hinsicht aber sind wir mit dem italienischen Kollegen nun wieder ganz einer Meinung: Das Kopieren nimmt auch bei Designprodukten unerträgliche Ausmaße an. Als Beispiel zeigen wir Fotos vom Stand der Firma Hao Gong Fu: die stellte 1:1-Kopien der Produkte der italienischen Firma Lithos Design aus. Damit nicht genug: Auf der Rückseite ihrer Visitenkarte werden die Bilder aus dem italienischen Katalog verwendet.
Hier ist der chinesische Verband gefordert. Er könnte in seinem Xiamen International Stone Center eine Stelle für Beschwerden wegen Urheberrechtsverletzungen einrichten.
Generell scheint der Zeitpunkt gekommen, in einer weltweiten Branchen-Aktion gegen Plagiate vorzugehen. Dafür könnte man sich an einer Aktion der Stone+tec in Nürnberg orientieren: dort können Aussteller einen so genannten Prioritätsschutz bekommen, der dokumentiert, dass sie die ersten auf der Messe mit einem bestimmten Design waren.
Denkbar wäre nun, dass alle wichtigen Messen solch eine Art von Prioritätregistrierung einführen und diese auf einer gemeinsamen Seite ins Internet stellten. Auch wenn das zu Zank und sicher auch zu Doppel-Registrierungen führen würde, wäre allein die Existenz solch eines Werkzeugs abschreckend für die notorischen Übeltäter.
Unerträglich ist auch das Ergebnis einer weiteren Beobachtung des italienischen Kollegen: wie er schreibt, bot ein chinesisches Unternehmen einen angeblichen Portoro-Marmor in einer nicht machbaren Plattengröße an – bei näherer Betrachtung zeigte sich, dass einfach zwei Teile zusammengeklebt worden waren. Solche betrügerischen Aktionen ruinieren das Ansehen der ganzen Branche bei Architekten und Verbrauchern.
Im Folgenden ein paar Fotos von Ideen, gesehen auf der Messe.
Xiamen Stone Fair 2012, 06. – 09. März