(Juni 2011) Bekannt ist, dass der Besucher aus dem Westen auf chinesischen Messen am letzten Tag ab 12 Uhr mittags ein Erlebnis der besonderen Art hat: während er selbst noch Gespräche an den Ständen führen will, sieht er aus den Augenwinkeln, wie um ihn herum sich Steinplatten in Bewegung setzen und zum Ausgang streben. Wenig später folgen Tische, Stühle und Poster, und spätestens um 16 Uhr liegen die Hallen ausgeräumt und verlassen da.
Diesmal hatten wir auf der Stonetech in Beijing (20.-23. April) ein umgekehrtes Erlebnis schon am zweiten Tag: da wanderte mutterseelenallein eine Platte über das Messegelände, diesmal aber vom Eingang hin zu einer Halle, wo die Träger sie mitten im Weg abstellten.
Martin Lee von der Firma Sino Origin Holding erklärte uns das Geschehen: Es handelte sich um Leute aus einem nahe gelegenen Steinbruch, die sich irgendwie Zugang zum Messegelände verschafft hatten und ihre neue Steinsorte mal vorstellen wollten…
Was den üblichen Messereport angeht, können wir von der Stonetech weder Amüsantes noch Erfreuliches berichten: Sie steckt in einer ausgewachsenen Krise, was sich in einem geringen Besucherzustrom zeigte. Die Zahlen liefern wir hier nach, sobald wir sie haben.
Das Messegelände selbst unterstrich den Niedergang dieser einst führenden Branchenschau in China: die Hallen liegen zwar leicht erreichbar in der Innenstadt, sind aber für eine Hauptstadtmesse arg runtergekommen. Dass der Veranstalter nicht sein neues Gelände am Stadtrand nutzte, spricht Bände.
Die Lage lässt sich auf zwei Aspekte fokussieren: zum einen ist der Termin der Stonetech zu nah an der Messe in Xiamen, die nur einen Monat vorher stattfindet. Zum anderen hat sie kein eigenes Profil. Ob sich der jährliche Wechsel zwischen Beijing und Shanghai positiv oder negativ auswirkt, können wir nicht beurteilen.
Doch haben die Veranstalter anscheinend schon Schritte aus der Krise unternommen: als das Event für Design und Architektur mit Stein soll die Stonetech erkennbar gemacht werden. So hatte man in diesem Jahr den italienischen Designer Raffaello Galiotto eingeladen, der die Firma Lithos Design mitbrachte. Außerdem gab es an 2 Tagen Vorträge, die sich unter dem klangvollen Namen „China International Stone Design Summit“ („Internationaler Gipfel in China für Design mit Stein“) mit dem Thema beschäftigten. Auch Peter Becker von BusinessStone.com war als Referent eingeladen.
Allerdings ließ das Marketing der Veranstaltung die Befürchtung zu, dass die Profilierung nicht wirklich ernst gemeint war: zum Beispiel ließ sich im Internet nichts über das Programm finden. Dabei war mit rund 80 Zuhörern das Publikumsinteresse groß.
Im kommenden Jahr wechselt die Stonetech wieder nach Shanghai (25.-28. April 2012).