(Juli 2011) Das wirft gar kein gutes Licht auf die deutsche International Forum Design GmbH, die den weltweit renommierten Preis IF Design organisiert. Im letzten Jahr wurde nämlich ein Betonwerkstein ausgezeichnet, und auf der Seite im Internet heißt es dazu: „Im Gegensatz zum Naturstein ist dieser Betonwerkstein jedoch umweltverträglich: kein Raubbau an der Natur durch das Brechen großer Steinblöcke und eine positivere Ökobilanz.“
Das ist Unsinn, klar. Wir stellen im Folgenden einmal ein paar Fakten bezüglich der Ökobilanz von Naturstein zusammen. Ganz ohne Zahlen, damit es jeder leicht verstehen kann.
Angedeutet wird in der Behauptung seitens der IF Design GmbH, dass bei der Gewinnung von Steinblöcken große Löcher in der Natur zurückbleiben.
Das stimmt. Allerdings: das gilt für Betonwerkstein genauso. Er besteht nämlich zum großen Teil aus Sand (mit, je nach Betontyp, unterschiedlichen Korngrößen), und der fällt auch nicht vom Himmel. Bei Naturstein sind es Löcher meist im Berg, bei Beton meist in der Ebene. Die Natur besiedelt sie schnell wieder mit Pflanzen und Tieren.
Beim Energieaufwand für die Herstellung des Materials hingegen schneidet Betonwerkstein erheblich schlechter ab als Naturstein. Denn Beton braucht Zement als Klebstoff, und Zement ist ein Energiefresser. Er wird nämlich in großen Drehöfen hergestellt. Die Branche treibt einen erheblichen Aufwand, um den Energieverbrauch zu reduzieren
Naturstein hingegen ist schlichtweg da. Man muss ihn nur aus dem Berg holen.
Weitere Schritte bei der Verarbeitung und Transport fallen bei beiden Materialien an.
Ein weiterer wichtiger Aspekt in der Ökobilanz ist, inwieweit sich das Material wiederverwenden lässt. Weiten wir an dieser Stelle unsere Betrachtung auf und nehmen wir noch andere Baumaterialien wie Metalle oder Glas hinzu. Dann wird klarer, um was es geht.
In Sachen Recyclingfähigkeit schneiden zum Beispiel Stahl oder Glas wesentlich besser ab als Naturstein und Betonwerkstein. Denn sie können eingeschmolzen und danach praktisch wie neu verwendet werden (sofern beim Sammeln und Trennen alles gut gelaufen ist).
Naturstein hingegen lässt sich zwar ebenfalls wiederverwenden. Aber bei beinahe jedem Zyklus gibt es ein Downcycling, so der Fachbegriff: die Stücke werden kleiner, bis sie schließlich nur noch Schotter sind. Der allerdings findet immer noch reichlich Verwendung.
Betonwerkstein durchläuft kaum mehr als einen Zyklus. Meist wandert er danach gleich auf die Deponie.
Allerdings ist es so einfach mit dem Recycling von Stahl und Glas auch nicht. Denn bei ihnen steht vor jedem neuen Durchgang das Einschmelzen – immer wieder wiederholt sich der Herstellungsprozess im (Hoch-)Ofen, der viel Energie kostet.
Richtig gut sind hier nur die nachwachsenden Rohstoffe, etwa Holz.
Was nun die Lebensdauer der angesprochenen Materialien angeht, ist Naturstein eigentlich unschlagbar. Das beweisen die ägyptischen Pyramiden. Selbst das UV-Licht der Sonne hat sie nicht kaputtgekriegt.
Allerdings: Diese große Qualität von Naturstein ist für eine Ökobilanz unwichtig. Denn niemand baut heute noch für die Ewigkeit. Maximal baut man für eine Generation. Im Blick auf diesen Zeitraum von etwa 30 Jahren liegen Betonwerkstein und Naturstein wahrscheinlich nah beieinander.
Rätselhaft also bleibt, anhand welcher Kriterien der IF Design zu seinem Urteil gekommen ist.
Link zu der Seite des IF Design