Architektur: ein Haus, das aus vielen Augen übers Land schaut

(August 2011) Die Hänge sind steil und mühsam am Bergkegel der Ortschaft Ripatransone in der italienischen Provinz Ascoli Picena nicht weit von der Adriaküste. Ein Gegenzug bekamen die Einwohner dort, nachdem sie sich die Mühe gemacht hatten, Baumaterial zu einem Haus zusammenzutragen, immer einen malerischen Blick weit über die Landschaft.

Bei einem Neubau im Ort hat der Architekt Fabio Barilari diesen Aspekten Rechnung getragen. „Picture House“ (auf deutsch etwa: „Bilderbau“) nennt er das Projekt, das schon von außen allerlei Überraschungen bietet.

Am meisten fallen die Fenster auf. Sie haben ungewöhnliche und ganz unterschiedliche Größen, und sind auch in unüblicher Anordnung über die Außenmauern verteilt.

Das Konzept für Fassade und Fenster umreißt Fabio Barilari von Barilari Architetti folgendermaßen: „Die Augen weit offen für die Schönheit der Umgebung.“ Im Inneren versteht man besser, was er meint: Die überbreiten Stufen oder die Holzliege sollen dazu animieren, „dass man sich hinsetzt und aus dem Haus hinaus schaut“.

Anders aber als im Kino, wo die Versenkung der Zuschauer in die Bilder mit einer großen Leinwand erreicht wird, hat Barilari neben die großen Panoramafenster teils Gucklöcher, teils Schießscharten in die Wände gesetzt. Von denen bietet jedes einen anderen Ausschnitt auf das Geschehen in der Natur draußen.

Schließlich ist da die Fassade aus alten Backsteinen und Natursteinbrocken. Diese stammen von dem Vorgängerbau an derselben Stelle und dienen als Verkleidung der tragenden Betonmauern. Das Wiederverwenden alter Materialien und genauso das Mauern von Hand war ehemals typisch für das Bauen in der armen Region.

Fabio Barilari (italienisch)

Ripatransone (italienisch)

Fotos: Fabio Barilari