Architektur: Weingut mit traditionellem Erscheinungsbild

(September 2011) In diesem Land, so wird gesagt, haben die Ausländer nicht nur in feuchtfröhlicher Stimmung Probleme, Gedrucktes zu lesen: die Sprache dort benutzt reichlich Akzentzeichen, hat auch Umlaute im Übermaß und soll zu allem Überfluss nah mit dem Finnischen verwandt sein. Wir befinden uns in Ungarn in der Region Tokaj, wo der Weißwein gleichen Namens herkommt, und wollen auf eine Neuheit hinweisen: Ungarn hat in diesem Jahr zum ersten Mal einen Preis für das Bauen mit Naturstein vergeben, und der ging an das Architekturbüro Építesz Stúdió für das Pincészet Füleky (Weinkellerei Füleky) in der Ortschaft Bodrogkeresztúr.

Der Bauplatz für das modernisierte Weingut liegt zu Füßen eines historischen Gutshofs, der schon vorher mit viel Liebe restauriert worden war. Unmittelbar nebenan befindet sich die Dorfkirche aus dem 15. Jahrhundert. Die alten Gebäude des Weinguts waren heruntergekommen oder unzweckmäßig geworden. Statt sie aber einfach abzureißen, kratzten die Architekten zunächst den Putz von den Mauern ab – und zum Vorschein kamen Steinmauern aus den Jahrhunderten zuvor.

Diese wurden gesichert und in die neuen Gebäude aus Stahlbeton integriert. Wo neue Fassaden nötig waren, wurden sie aus demselben gelblichen Tuffstein aus der nah gelegenen Ortschaft Mád neu errichtet. Vulkanischer Tuff prägt die Gegend. In ihn sind die traditionellen Weinkeller gegraben, wie auch hier bei Füleky.

Auch auf dem Dach kamen Steinplatten zum Einsatz, die sich an das Muster der Ziegel auf den Nachbargebäuden anlehnen. Das Weingut wurde im Dezember 2010 fertig gestellt.

Építesz Stúdió

Füleky Pincészet

Fotos: Gyula Erhardt