Messen: Chinesische Aussteller füllen die Halle 3

(November 2011) „Die Marmomacc spricht ausländisch“, schrieb die Zeitung L’Arena aus Verona über den 1. Tag der Messe in diesem Jahr. Das hätte man positiv verstehen können. Gemeint war jedoch, dass zum ersten Mal die Zahl der ausländischen Aussteller größer war als die der italienischen und dass die einheimischen Firmen derzeit arg vom Export abhängen.

Mit drastischen Bemerkungen zitierte das Blatt Vertreter der Branche. „Wir überleben, wie jeder andere auch, dank der Exporte, denn 80% unserer Produktion gehen in andere Länder”, sagte Francesco Antolini von der Firma gleichen Namens, und „der Export ist unser Rettungsanker“, äußerte sich Flavio Marabelli, Ehrenpräsident des Verbands Confindustria Marmomacchine.

Krisenstimmung scheint in Italien zu herrschen, was den einheimischen Markt angeht. „Die Leute haben nicht den Mut zu investieren“, so wieder Francesco Antolini. Der Grund liegt wohl in der Angst, dass die Euro-Schuldenkrise auch Italien erreicht.

Umgekehrt scheint es aber denjenigen Unternehmen richtig gut zu gehen, die ihr Geschäft mit hochwertigen Endprodukten machen. Das „Made in Italy“ in Sachen Einrichtung und Design ist offenbar weltweit sehr angesehen. Einige der Firmen in diesem Bereich sind derzeit dabei, neue Märkte in Russland, im Mittleren Osten und sogar in den USA zu erobern.

Ein schönes Wortspiel zu solchen High-end-Produkten hörten wir an einem Stand: „Mit Hilfe der Diamantsäge kann die Branche den Marmor in den den Rang von Diamanten heben.“ Gemeint ist damit, dass Design und Technologie dem puren Stein einen zusätzlichen Wert geben können.

Arg zurückhaltend äußerte sich die Messegesellschaft Veronafiere in ihrer Pressemitteilung zu den diesjährigen Zahlen der Besucher und Aussteller. Ein Plus von +8% konstatierte sie bei den Ausstellern. Nur ungefähre Angaben jedoch gab es sonst (siehe Tabelle unten).

Also greifen wir auf unsere eigenen Beobachtungen zurück, und die lieferten Indizien, dass die Gesamtzahl zumindest der Aussteller deutlich rückläufig war. So hatten die Gäste aus China, die ehemals oben im Palaexpo-Gebäude ihre Stände hatten, diesmal praktisch die ganze Halle 3 für sich.

Mehr noch: einige Aussteller aus Italien hatten im Vorfeld mit Pressemitteilungen angekündigt, dass sie in diesem Jahr wegbleiben würden. Manche Firmen waren zu Design-Messen gewechselt. Von anderen war zu hören, dass sie unzufrieden seien mit dem vorgezogenen Messetermin.

Platz gab es jedenfalls reichlich. Davon profitierte nach eigenen Angaben auch die Vereinigung Le Donne del Marmo (Frauen des Marmors). Sie vergab wieder ihren Preis, diesmal zum ersten Mal an einen Mann, den Architekten Mario Botta.

Das großflächigere Auftreten der chinesischen Aussteller veranlasste einen Besucher aus dem Westen gleich zu einer bissigen Feststellung: „In ein paar Jahren werden die Chinesen alle Hallen hier unten besetzt haben; dann sitzen wir im Palaexpo-Building am Katzentisch.“

Mehr von der Marmomacc 2011 in den kommenden Ausgaben.

Marmomacc 2012, 26. – 29. September