Kunst: Spiel mit dem Stein

(März 2012) Eigentlich spielt der Bildhauer Ulf Eggert mit dem Stein, wenn er daran arbeitet. Denn viele seiner Werke stecken voller Humor und drücken die schiere Lebensfreude aus. Etwa die Sandsteinarbeit „Ohne Titel“ oder das Werk in Marmor „Ist da was Böses drunter?“ Überraschungen zu erzeugen, ist, was ihn bei seinen Arbeiten am meisten interessiert.

Daneben aber gibt es auch viele eher mystische Werke, etwa solche mit Augen drin wie „Bulge“ (Aufwölbung) oder den „Augenbaum“. Oder auch tiefe Emotionen wie das mit „Verzweiflung“betitelte Gesicht, wo sich jemand die Haare rauft.

Dass Eggert so gegensätzliche Werke hervorbringt, hängt vielleicht mit seinem Lebensweg zusammen. Lange Jahre hat er eine Handelsfirma mit ein paar Angestellten geleitet. Das Thema war hier Broterwerb und Erhalt der vom Vater übernommenen Firma sowie Sorge um die eigene Familie mit 3 Kindern. Aber bei einer Bildhauervorführung geschah es, dass er zunächst stundenlang zuschaute und am Ende die Entscheidung traf, sich ganz seinem alten Hobby zuzuwenden.

Fortan wurde dem Ex-Kaufmann, der von sicht selbst sagt, er sei immer ein Hektiker gewesen, plötzlich viel Geduld abverlangt. Denn zunächst musste die Firma verkauft werden, und dann fuhr der Autodidakt über längere Zeit immer wieder in die Werkstätten nach Carrara, „um den Blick für die Gestaltung zu lernen“. Er lobt die italienischen Meister, die ihn bereitwillig an die Hand nahmen.

Gerade die Tatsache, dass die Arbeit am Stein ihm viel Geduld abverlangt, nennt er eine Bereicherung, „eine positive Qual“. Aber dennoch: „Außerhalb meiner Bildhauerwerkstatt bin ich noch immer ein Hektiker.“

Wichtig ist ihm dabei aber, dass der Betrachter dem fertigen Kunststück die Mühen nicht ansieht. Bei Stücken wie dem „Torso männlich“ schließlich lässt er sich von dem Stein zur Form inspirieren und macht nur minimale Veränderungen.

Alle seine Werke bestehen aus einem Stück, was man nicht immer sieht. Dann hat er die scheinbaren Einzelteile mit Steinöl gefärbt, etwa bei „Und ab ins Badezimmer“.

In anderen Fällen nutzt er die Möglichkeiten unterschiedlicher Oberflächen im selben Stein aus, etwa bei „They never come back“.

Apropos Spielen: Am Ende unseren langen Gesprächs hatten wir ihn gebeten, uns neben Fotos einiger Werke auch ein Bild von sich selbst bei der Arbeit zu schicken.

Schon am nächsten Tag fanden wir in unserem E-Mail-Postfach Fotos von Schafen, dazu die Erklärung, dass er auf dem abgelegenen Gelände, wo er ganz allein seiner Kunst nachgeht, mal ein paar dieser Tiere als Gäste hatte: „Am Ende waren es beinahe Freunde geworden.“

Unser Foto zeigt ihn bei der Arbeit am „Augenbaum“. Ein richtiges Portraitfoto findet man auf seiner Webpage.

Ulf Eggert

Fotos: Ulf Eggert