(März 2012) Kontrast bestimmt das neue Centro de Congresos e Exposiciones (Kongress- und Ausstellungszentrum) in der spanischen Stadt Ávila: Es eine sehr moderne Anlage, die sich deutlich von der unmittelbar dahinter liegenden historischen Stadtmauer abhebt. Für die alte Befestigung zusammen mit der Altstadt hatte die Unesco Ávila immerhinin den Rang eines Weltkulturerbes erhoben.
Kontrast gibt es auch im Gebäudeensemble selbst: während der Kongressteil aus einfachen Formen mit klaren rechten Winkeln zusammengesetzt ist, ist beim Ausstellungsteil alles schief und verwinkelt.
Architekt war Francisco Mangado. Er wollte das Bild der Landschaft und ihr Material aufgreifen. Deshalb ist der Ausstellungsteil wie ein Hügelchen gestaltet. Die Fassaden beider Teile sind mit heimischen Granit Silvestre verkleidet. Auch auf den Wegeflächen befindet sich das Material. Geliefert wurde der Stein von der Firma Sucomaga.
Rund 19.000 m² Nutzfläche hat das Zentrum insgesamt. Sie verteilen sich auf 2 Konzert- und 2 Konferenzsäle sowie verglaste Galerien und Serviceeinrichtungen einschließlich Restaurant. Dazu kommt der Ausstellungsteil.
Ávila liegt etwa 100 km nordwestlich der spanischen Hauptstadt Madrid. Es zählt neben Segovia und Toledo zu den geschichtlichen Zentren in der Region Kastilien-León. Große Teile der historischen Gebäude in der Altstadt sind aus lokalem Granit erbaut, unter andrem die Kathedrale. Die rötliche Variante des Steins wird „piedra sangrante“ (blutender Stein) genannt.
Fotos: Centro de congresos e exposiciones, Ávila; Entwürfe: Francisco Mangado
Kenner der Architekturgeschichte sehen sofort, was das Vorbild für das House of Finance der Universität Frankfurt/Main in Deutschland war: das berühmte Verwaltungsgebäude des Chemiekonzerns I.G. Farben, das Hans Poelzig um 1930 schuf. Es liegt nicht weit entfernt von dem Neubau und ist heute das Hauptgebäude der Universität.
Dass die Architekten Jan Kleihues und Norbert Hensel vom Berliner Büro Kleihues + Kleihues sich das historische Bauwerk als Orientierung nahmen, hängt mit ihrer Leitlinie zusammen: ihre Bauten sollen dem Standort angepasst sein, dies sowohl im Hinblick auf dessen Geschichte als auch auf das verwendete Material.
Tatsächlich ist Poelzigs Neue Sachlichkeit am House of Finance nicht zu übersehen. Auch sein Bestreben, das verwendete Material als solches in Szene zu setzen, haben Kleihues und Hensel auf ihre Art nachvollzogen. Denn das Gebäude hat etwas Monolithisches, so als wäre es ein Rohblock im Steinbruch. Bei näherer Betrachtung sieht man aber, wie die Architekten mit dem Material gespielt haben, zum Beispiel an den aufwändigen Gestaltungsdetails rund um die Fenster.
Die I.G. Farben war seinerzeit der größte Chemiekonzern der Welt, entstanden nach dem Vorbild der amerikanischen Trusts. In der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts lieferte das Unternehmen vielfältige Stoffe für die Kriegsführung, unter anderem Giftgas für den 1. Weltkrieg.
Natursteinfassade: Hofmann Naturstein
Natursteinböden: Zeidler und Wimmel
Fotos: Stefan Müller
Nochmal Spanien. Unauffällig ist die Fassade des Centro de Fisioterapia (Center für Physiotherapie) in der Stadt Olula del Río. Der Architekt Emilio Pastor Pérez hatte sich die Aufgabe gestellt, etwas von dem Geschehen in dem Gebäude an die Außenhaut zu bringen: um Medizin und um das Leben geht es in dem Centro, und so entschied er sich für eine sehr abstrakte Darstellung des menschlichen Körpers. Unterschiedlich farbige Marmorsorten symbolisieren einzelne Einheiten des Organismus.
Dass Pastor Pérez sich für Marmor entschied, hängt nicht nur damit zusammen, dass das Gebäude in der Stadt Macael in Andalusien liegt, traditionell ein bedeutender Standort der Natursteinindustrie. Mit dem Material wollte er auch die Harmonie sichtbar machen, die einen gesunden Körper als Teil der Natur auszeichnet.
Die Oberfläche des Marmors ist geschliffen. Die Sorten Blanco Macael, Gris Macael, Amarillo Macael and Verde Macael lieferte die Firma Del Mármol.
Del Marmol (Mail)
Fotos: AEMA