(April 2012) Auch wenn Schiefer für einen Künstler ein sehr ungewöhnliches Material ist, musste Pancho Castelo eigentlich nicht weit gehen, um darauf zu stoßen. Denn in der Umgebung seiner Geburtsstadt La Coruña in Spanien liegt ein Zentrum der Industrie mit diesem Stein. Überall findet sich das Material an den Häusern, meist schwarz auf den Dächern oder in vielen Farbtönen an den Fassaden.
Dennoch brauchte es rund 20 Jahre künstlerischer Entwicklung, dass Castelo zu seinem aktuellen Stil fand: vielfach gestaltet er Reliefs, wo aus einer dunklen Fläche aus galizischem Schiefer helle Augen dem Betrachter geradezu entgegenstarren. „Persiana“ (Jalousie) ist ein Beispiel.
Auch in „Puzzle“ kommt ein finsterer, zumindest skeptischer Blick aus dem Bild heraus. Das Weiße im Auge ist Marmor, die Pupille besteht aus Gagat, einer besonderem Art von versteinertem Holz.
Er zeige in seinen Werken gern „die innere Welt der Menschen mit ihrem Halbdunkel, wie sie in den Augen als Spiegel der Seele hervortritt“, erklärt Castelo.
Und in Werken wie „Abridor“ (Öffner) oder „Cuarto Milenio“ (Viertes Jahrtausend) gestaltet er den puren Schrecken, den die Technik dem Menschen bringen könnte. Hier fügt er Metallteile in seine Bilder ein.
Daneben gibt es aber auch Werke mit viel Witz: In „Pez Fosil Futuro I“ (Fischfossil aus der Zukunft) hat er einer gewissermaßen klassischen Versteinerung ein Stückchen einer modernen Computerplatine mitgegeben, in „Pez Lupa I“ (Fischlupe I) hat er solch ein Arrangement gar noch unter die Lupe der Wissenschaft gepackt, und in „Fosil Futuro Serpiente“ (Schlangenfossil aus der Zunkunft) trägt das Tier eine Computersteuerung im Gehirn.
Begonnen hat Castelos Laufbahn als Künstler an der Hand des Vaters: der war Mediziner und sammelte Schiefer von Baustellen, um in der Freizeit auf dem Stein zu malen. Schon als Kind kratzte Pancho Castelo auf den Platten herum, und mit 12 Jahren begann er, die Oberfläche des Steins umzugestalten. Ein erster Schritt waren Kopien von berühmten Werken der spanischen Malerei, die er als Reliefs im Stein umsetzte. Pablo Picassos „Guernica“ ist ein Beispiel. Ganz neu sind Werke wie „Hipercubismo Cibernetico“ (Kybernetischer Hyperkubismus) im Stil des Kubismus.
Die nächste Etappe brachte ihn zu einem Juwelier. Dort lernte er an Edelsteinen, mit den Oberflächen der Materialien umzugehen. Dieses Knowhow nahm er mit zum Schiefer, und entwickelte es inzwischen zu einer Vielfalt an Techniken des Polierens, Schleifens oder Abschabens weiter. Viel „Suchen und viel Beharrlichkeit“, sei dafür notwendig gewesen, schreibt er. Klar war für ihn aber von Anfang an eins: er wollte seine Formen aus dem Material „herausarbeiten“, nicht wie beim Modellieren sein Kunstwerk aus einzelnen Stücken zusammenzufügen.
Wichtig war für Castelos künstlerischen Weg auch der Kontakt zur Schieferindustrie: früh gab ihm der landesweite Verband Federación Española de la Pizarra einen Auftrag, dann nahm ihn die galizische Asociación Gallega de Pizarristas unter ihre Fittiche. Kürzlich hat Castelo eine Serie mit Wandbildern über die Schiefergewinnung gefertigt.
Seine Werkzeuge sind die der gewöhnlichen Bildhauerei, also Hammer und Meißel sowie Bohr- und Schleifmaschine.
Asociación Gallega de Pizarristas (AGP)