(Mai 2012) Steinspiele der besonderen Art können Eltern mit ihren Kindern im Schlosspark Hohenzieritz in Mecklenburg-Vorpommern spielen. Dort wurden die historischen Mauern aus Findlingen wiederhergestellt, und da die großen Brocken unter ihnen dafür gespalten werden mussten, kann man nun die Paare suchen, die in Form und Farbe zueinander passen oder die dieselben Bohrungen haben.
Apropos Farbe: da die Mauern noch neu sind, tragen die Steine noch ihre ganze Farbigkeit – auch eine schöne Aufgabe für Kinder, möglichst viele Farben zu finden.
Hohenzieritz liegt unweit von Neustrelitz, das von Berlin aus mit der Bahn in gut einer Stunde zu erreichen ist. Der Schlosspark ist ein schönes Beispiel für den transnationalen Ideenaustausch, den es schon immer gab: 1771 hatte Carl II. zu Mecklenburg-Strelitz seine Schwester, Königin Charlotte, in England besucht und dabei die Landschaftsgärten kennen gelernt. Solch eine Anlage wollte er auch haben, und so heuerte er den englischen Gärtner Archibald Thompson an, der aus dem Umkreis des berühmten Gartenarchitekten Lancelot Capability Brown stammte.
Thompson machte aus dem barocken Küchengarten hinter dem Schloss in Hohenzieritz etwas, was man dort noch nicht gesehen hatte: Er zwängte nicht die Landschaft am Hang in ein geometrisches Muster, sondern gestaltete sie offen in einer Mischung aus Baumreihen und welligen Wiesen, wobei sich immer wieder großartige Fernsichten öffnen.
Den Hang legte er mit Feldsteinmauern in Stufen an. Die kann man – natürlich – von oben nicht sehen, allenfalls erahnen, was wiederum ein schönes Spiel für die Kinder ist. Gerne werden diese Steinschichtungen deshalb als „Aha-Mauern“ tituliert, wie Karl Jochen Stein, Geologe und Sachverständiger für Naturstein, bei einem Vortrag zum Tag der Steine in der Stadt 2011 sagte: wenn man sie erspäht, gibt es einen Aha-Effekt…
Unter Planung des Landschaftsarchitekten Stefan Pulkenat wurde die Anlage in den Jahren nach 2008 wiederhergestellt. Zwei Typen von Steinmauern gibt es: die eine dient als Grenze des Parks nach außen und besteht aus 2 äußeren Schalen mit einer Geröllschüttung dazwischen und obendrauf flachen Steinen als Abdeckung.
Die andere ist eine einfache Schichtung von runden Brocken, die sich mit ihrem Gewicht gegen den Hang stemmen. Beide passen organisch in die Landschaft, die von den Eiszeiten geprägt wurde.
Berühmt wurde das Schloss zu preußischen Zeiten, als dort 1810 die allseits beliebte Königin Luise nach einer schweren Lungenentzündung starb. Ihr Sterbezimmer wurde im Stil der damaligen Zeit als Gedenkstätte hergerichtet. Elegant ist die Marmorskulptur der Königin. Im Park erinnern der Luisentempel und das Denkmal „Die Hoffnung tröstet die Trauer“ an sie.
Natürlich gibt es zu den Findlingsmauern auch allerhand Geologisches zu sagen. Karl Jochen Stein macht auf Wunsch Führungen gegen eine Gebühr. Dabei geht es auch um die Herkunft der Steine aus Skandinavien und die Eiszeitgletscher, die sie mitgebracht haben. Führungen bietet er auch an durch Neubrandenburg, durch Neustrelitz oder am Turm von Stolpe bei Angermünde.
Touristinformation Neustrelitz
Führungen zum Thema Naturstein von Karl Jochen Stein