(September 2012) Seit Michelangelo streiten die Bildhauer darum, ob sie lediglich eine Form aus dem Material herausholen, die zuvor darin verborgen war, oder ob sie dem Stein ihre eigene Gestaltung geben. Eine erfrischende Antwort auf diese Frage gibt der japanische Künstler Hirotoshi Ito: es sind die Themen unseres modernen Alltags, die er im Stein findet beziehungsweise die er in den Stein hineinpackt.
So kann man in manchen seiner Arbeiten, die er in zahlreichen Varianten anfertigt, die weltweite Finanzkrise finden.
Die nukleare Katastrophe von Fukushima könnte man in diesem Werk sehen.
Gelegentlich lässt er auch kleine Szenen mit Figuren im Stein entstehen und aus ihm heraustreten.
Wie er uns in einer Mail schreibt, ist die Überraschung ein wichtiges Element seiner Kunst. Denn die Surrealisten wie René Magritte oder Salvador Dalí haben ihn sehr beeinflusst.
Am schönsten ist es für ihn, wenn der Stein etwas anderes wird, als das Material eigentlich ist.
Unabdingbar gehört für ihn der Humor zur Kunst. „Das Lächeln des Betrachters ist eine große Motivation für meine Arbeit“, schreibt er. Und dem Spielerischen gehört seine Leidenschaft ebenfalls.
Hirotoshi Ito stammt aus einer Steinmetzfamilie, die sich seit gut 130 Jahren vor allem sich mit Grabsteinen beschäftigt. An der Tokio University of Arts lag sein Studienschwerpunkt in Mixed Media, also dem Zusammenbringen unterschiedlicher Materialien. Die Erfahrungen mit Keramik, Färbemitteln und Metall bringt er heute in seine Arbeiten ein.
Er hat ein Studio in der Stadt Matsumoto in der Provinz Nagano und kann auf zahlreiche Ausstellungen vor allem im pazifischen Raum zurückblicken.
Der Vertrieb seiner Werke und ebenso seine Öffentlichkeitsarbeit hat er dem Webportal „Iichi – Handmade in Japan“ übertragen. Auf diesem Online-Marktplatz sind ganz unterschiedliche Künstler und Handwerker vertreten. Mizuki Wada, dort zuständig für die internationalen Kontakte, stellte für uns den Kontakt zum Künstler her und besorgte die Übersetzung des Mailverkehrs.
Fotos: Hirotoshi Ito