Matthew Simmonds: gibt es vielleicht im Stein Türen zu einer anderen Welt?

Wenn Sie auf der Nordhalbkugel leben, liebe Leser, sind Ihre Sommerferien für dieses Jahr wahrscheinlich wieder zu Ende. Bevor Sie aber an Ihren Arbeitsplatz zurückkehren, wollen wir Sie noch auf einen Ausflug mitnehmen, dorthin wo Sie noch nie waren – ins Innere des Steins.

Matthew Simmonds: „Gothic Stone“.

Mit diesen ersten Bildern haben wir „Gothic Stone“ (Gothischer Stein) von Matthew Simmonds mit den Augen betreten. Leider sind wir gleich auf der anderen Seite des Ganges angelangt und damit wieder in der Realität zurück.

Matthew Simmonds: „Gothic Passage“.

Deshalb noch ein Spaziergang durch „Gothic Passage“ (Gothischer Durchgang).

Matthew Simmonds: „Elevation V“ Santa Maria del Fiore, Florence.

Matt Simmonds ist studierter Kunstgeschichtler, machte an der Universität von East Anglia in Großbritannien einen Abschluss mit Auszeichnung in Architektur des Mittelalters, arbeitete anschließend als Illustrator, lernte am Weymouth Technical College Steinbildhauerei und ging schließlich nach Pietrasanta, einem Nachbarort von Carrara.

Matthew Simmonds: „Basilica II a“.

Seine Werke sind faszinierend widersprüchlich: unzweifelhaft lässt er Bauwerke entstehen, dies jedoch nicht, indem er Stein auf Stein baut, sondern indem er Stein gerade wegnimmt. Dazu schreibt er uns: „Ich kümmere mich sehr um Raum und Licht und darum, in eine interne Welt vorzudringen.“

Was er dabei tut, ist die interne (irreale) und die externe (reale) Welt des Steins zu vertauschen. Seine Räume sind Hohlräume, und darin liegt ihr Faszinosum: die Präzision ihrer architektonischen Details lädt den Besucher ein, diese Hohlräume als wirkliche Freiräume zu verstehen und deshalb irgendwo in ihnen Türen zu einer anderen Welt zu vermuten.

Matthew Simmonds: „Solaris“.

Auch Matthew Simmonds selber gibt sich solchen Gedankenspielen gern hin. So gestaltet er seine Innenansichten des Stein nicht nur nach historischen Gewölben, Treppengängen oder Säulenhallen. In seinem Repertoire hat er auch Architekturen, wie man sie noch nicht gesehen hat.

Matthew Simmonds: „Space with Doric Columns“.

„In den meisten Fällen hat der Stein mir die Skulptur vorgeschlagen“, schreibt er uns. Jedenfalls lässt er sich von den verschiedenen Materialsorten inspirieren: „Ein Marmor schlägt vielleicht ein mehr klassisches Werk vor, ein Travertin etwas einfacheres und schroffes, ein feiner Kalkstein ein detailliertes und vom Mittelalter inspiriertes Stück.“

Matthew Simmonds

Fotos: Matthew Simmonds / Tina Brok Hansen

Matthew Simmonds: „Chapter House III a“.Matthew Simmonds. Foto: Tina Brok Hansen(05.09.2014)