Das Gestein des Jahres 2015 ist der Gneis. Bei ihm handelt es sich um ein Hartgestein, in dem jedoch, anders als zum Beispiel der Granit, die Mineralkomponenten in auffälligen Streifen oder Wellen angeordnet sind. Gneis findet man praktisch überall auf dem Globus, wo er durch Hebungen wieder an die Oberfläche oder aber in deren Nähe gekommen ist und nach Abtragung der Deckschichten freigelegt wurde.
Eines der Kennzeichen des Materials ist, dass es schon mindestens ein Gesteins-Leben hinter sich hat. Vor langen Zeiträumen war Gneis zum Beispiel ein Granit oder ein Tonstein – dieses Ausgangsmaterial wurde im Laufe der Entwicklung der Erdkruste tief versenkt und durchlief in der Tiefe unter Druck und Temperatur einen Umwandlungsprozess (Metamorphose).
Handelte es sich ehemals um ein magmatisches Gestein wie zum Beispiel einen Granit, entstand ein so genannter Orthogneis. Der kann heute sehr kräftig gefärbt sein. War das Ausgangsmaterial ein Sediment wie etwa Tonstein, wird das neue Material als Paragneis bezeichnet.
Was letztendlich bei solch einer Metamorphose herauskommt, hängt von der Tiefe ab, in der sich die Umwandlung abspielt, also von Temperatur, Druck und den chemischen Bedingungen dort:
In relativ geringer Tiefe wird aus Tonstein zunächst Tonschiefer, dann Phyllit, dann Glimmerschiefer und schließlich Paragneis, wie das Schaubild zeigt. In noch größeren Tiefen bei noch höheren Temperaturen entsteht Granulit beziehungsweise Migmatit. Das Schaubild haben wir dem Buch „Steine in deutschen Städten II“ (Herausgegeben von J.H Schroder, S. 20, Selbstverlag Geowissenschaftler in Berlin und Brandenburg, ISBN 978-3-928651-16-5; Direktbestellung bei Geozon Science Media UG., Pettenkoferstr. 16 – 18, 10247 Berlin, Fax 030 / 20 23 83 199; Mail.) mit freundlicher Genehmigung des Autors entnommen.
Ebenfalls der Grafik zu entnehmen ist: Sandstein wird zu Quarzit, Marmor ist ein Kalkstein nach der Metamorphose.
Jedoch: Die gezeigten Kategorien und ihre Grenzen sind von den Wissenschaftlern zum einfacheren Verstehen aufgestellt.
Die Natur ihrerseits geht jedoch gewissermaßen flexibel mit diesen Kategorien um, das heißt: es gibt viele Übergangsgesteine.
Gneise werden als Werksteine wegen ihrer großen Festigkeit und guten Spaltbarkeit geschätzt. Vielfach findet man sie in Mauern oder Gebäudefundamenten, wie es auf der Webseite des Gesteins des Jahres heißt. Aber auch ganze Gebäude sind daraus errichtet: „So ist beispielsweise die Sankt-Annenkirche in Annaberg-Buchholz komplett aus Gneis erbaut“, schreiben die Experten weiter.
Unsere Bilder zeigen den Calanca-Gneis aus dem Tal gleichen Namens im Schweizer Kanton Graubünden. Dort gewinnt ihn die Firma Alfredo Polti und vertreibt ihn europaweit zum Beispiel für Fußböden, Bäder oder Gartengestaltungen.
Das Gestein des Jahres wird von einem Expertengremium unter
Leitung des Berufsverbands Deutscher Geowissenschaftler (BDG) ausgewählt. Ziel ist, Gesteine, die aufgrund Ihrer geologischen Entstehung und wirtschaftlichen Bedeutung bemerkenswert sind, in das öffentliche Bewusstsein zu rücken, heißt es auf der Webseite.
Übrigens: Es gibt auch ein Geotop des Jahres. Das ist diesmal die Kleine Steinkammer im Nationalen Geopark Westerwald-Lahn-Taunus.
Und: Die Vereinten Nationen haben 2015 zum Jahr des Bodens ausgerufen.
(10.01.2015)