Die alten Mythen berichten vom Titan Atlas, der am Rand des Mittelmeeres bei Gibraltar das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern trägt und so die Welt so hält, wie sie sein soll.
Nie jedoch hat jemand herausgefunden, wo der Gigant sich aufhält, wenn er zum Beispiel Feierabend hat oder wenn er Urlaub macht.
Nun sind auf der Iberischen Halbinsel Spuren dazu aufgetaucht: Es handelt sich um einen riesigen Küchenmörser aus Marmor in der spanischen Provinz Almería, genauer: auf der Kreuzung Avenida Andalucía und Avenida de Ronda in der Stadt Macael.
Das Stück hat Dimensionen, die zu Atlas passen: es ist knapp 5 m hoch, wiegt 50 t und hat an der Basis der Schale einen Durchmesser von 3,3 m, oben 5,4 m.
Die lokale Presse gab dem Auftauchen des gigantischen Küchengeräts eine profane Erklärung: sie zitierte den Plan für die touristische Entwicklung der Stadt, in dessen aktueller Ausgabe (2014-2016) die Rede davon ist, dass die Stadtverwaltung mit dem Mörser ins Guinessbuch der Rekorde wolle. In den Marketing-Coup sollte laut Presse auch die heimische Marmorindustrie einbezogen sein.
Ausgeführt wurde das Stück folglich im weißen Marmor Blanco Macael und dem gelblichen Amarillo Macael. Den Stein, etwa 100 m³, steuerten die Firmen Cosentino und Cut Pimar bei. Arriaga Stone führte die viermonatige Bearbeitung aus. Grúas Valeriano besorgte den Transport und die Aufstellung der 5 Einzelteile. Sogar der Kirchenrat steuerte Geld bei.
Und Atlas? Der ließ sich bisher nicht blicken.
Vielleicht aber dass er es war, der bei Aufstellung am Kran ruckelte, so dass eines der Teile auf den Tieflader krachte.
Vielleicht auch, dass er einfach außer Landes ist, möglicherweise jenseits des Atlantiks in der Ortschaft La Salina in Puerto Rico, die bisher den Guiness-Rekord in Sachen Mörser gehalten hatte: mit einem Exemplar, das nur ein Drittel so groß ist wie das in Macael und zudem aus Holz gefertigt.
Atlas, ein Spanier aus guter Familie, wird bei seinem Besuch dort wohl höflich geblieben sein und nur stolz gelächelt haben.
Asociación de Empresarios del Mármol de Andalucía (AEMA)
Fotos: Arriaga Stone
(17.07.2015)