Auf der wichtigsten Schau in England benutzten Künstler einen Granitblock, auf dass die Besucher das Grün ganz neu erleben konnten
Granitblöcke sind in der Gartengestaltung beliebt, zum Beispiel als Sitzbänke. Etwas ganz Neues in dieser Hinsicht war auf der diesjährigen Chelsea Flower Show in London zu sehen: einen riesigen Block von 2,6 m Kantenlänge hatten die Künstler Martin Cook und Gary Breeze inmitten von Granitschotter aufgestellt.
Wo aber war da der Garten?
Er befand sich im Inneren der Wände. Zu sehen waren die Pflanzen, die der Landschaftsarchitekt Chris Holland arrangiert hatte, nur durch einige Löchlein im Stein, die gar nicht so leicht zu finden waren.
Wer die mitunter lange Wartezeit in Kauf nahmen, berichtete von einer ungewöhnlichen Erfahrung: mittels der unverrückbaren und unüberwindbaren Wände von dem Grün im Inneren des Blocks abgeschirmt, habe man die derart entrückte Schönheit der irdischen Pflanzenwelt plötzlich mit ganz anderen Augen gesehen.
Die Installation mit dem Titel Antithesis of Sarcophagi (Antithese zu den Sarkophagen) bekam die Goldmedaille in der Kategorie Best Fresh Gardens, in der es um Gestaltungen außerhalb des üblichen Rahmens geht.
Besonderheit des Blocks ist auch, dass er nicht aus den üblichen rohen Krustenplatten zusammengesetzt ist, sondern dass ein massiver Block von 44t ausgehöhlt wurde. Die Wände sind 20 cm dick, so dass der Block jetzt noch 15 t auf die Waage bringt. Das Material stammt aus einem Steinbruch in Portugal.
Oben ist der Block offen. Landschaftsarchitekt Chris Holland kletterte etliche Stunden auf einer Leiter auf und ab, um den Garten im Inneren anzulegen.
Auf eine Außenseite sind seltsame Zeichen gesprüht, die man sich als Buchstaben einer unbekannten Zivilisation denken kann.
Sponsor der Installation war die Firma The Marble & Granite, die schon im Jahr 2013 mit Martin Cooks und Chris Hollands „The Mindfulness Garden“ (Garten der Kontemplation) einen Hauptpreis eingefahren hatte.
Die Installation steht nun zum Verkauf. Die Initiatoren hoffen, dass sie als Kunstwerk erhalten bleibt.
Die Chelsea Flower Show ist das berühmteste der 11 Events der Royal Horticultural Society. Naturstein wurde auch in diesem Jahr vielfach eingesetzt. Ein weiteres ungewöhnliches Beispiel war der Telegraph Garden, den Andy Sturgeon für die Tageszeitung gleichen Namens gestaltet hatte. In diesem Jahr hatte er sich der Kräfte der Geologie angenommen: Mit verschiedenen Materialien, darunter 80 t Naturstein, stellte er die Tektonik dar und wie sie die Landschaft gestaltet. Seine Arbeit bekam einen Hauptpreis in der Kategorie Best in Show.
Antithesis of Sarcophagi (Video)
Fotos: hp4pr
(26.07.2016)