(September 2012) Da muss man sofort nach dem Warum fragen: Marmor hat das Museum von Bibracte für 2 Modelle gewählt, die ein Schlachtfeld und eine Wohnanlage aus den Zeiten von Cäsars Krieg gegen die Gallier zeigen. Üblicherweise werden solche Nachbildungen in Holz gefertigt.
Ghislain Moret de Rocheprise von der Firma Lithias, Spezialist für computergesteuerte Arbeiten am Stein, nennt einen der Gründe: „Solch ein Steinmodell ist immer auch eine Attraktion, die Besucher anlockt und dadurch Interesse an dem Thema weckt.“
Außerdem bekomme das Modell des Schlachtfelds von Gergovia durch den Stein eine ganz besondere Ausstrahlung: „Indem wir die Ränder des Modells poliert haben, sieht es aus, als hätten wir den Schauplatz direkt aus der Erde herausgehoben.“ Die Adern im Stein gäben der hügeligen Landschaft etwas Lebendiges. Verwendet wurde der Marmor Gris de Villette, der aus der Region stammt.
Kürzlich wurden die beiden Modelle der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Finanzierung der aufwändigen Herstellung trugen Behörden vor Ort, der französische Staat und die Europäische Union.
Das Museum von Bibracte ist eine Forschungsstelle für die keltische Kultur vor und nach dem Sieg Cäsars über die Gallier. Es liegt in der Ortschaft Saint Léger-sous-Beuvray unweit von Dijon.
Für die Stelle des heutigen Ausgrabungsgeländes erwähnt Cäsar in seinen Aufzeichnungen eine keltische Stadt namens Bibracte mit mehreren 1000 Einwohnern. Nicht weit davon entfernt in Richtung des heutigen Clermont-Ferrand befindet sich das Plateau von Gergovia, wo die Verteidiger Roms Legionen eine böse Niederlage beibrachten. Um genau zu sein: es waren nicht Gallier, sondern ein Zusammenschluss von verschiedenen keltischen und anderen Stämmen, auch aus der heutigen Schweiz.
Was das alte Bibracte für die Historiker nun so interessant macht, sind die Ruinen dort.
Sie stammen von einer Wohnanlage, die nur kurze Zeit nach dem schlussendlichem Sieg Cäsars über Vercingetorix errichtet worden war. Bemerkenswert an den Gebäudekomplex ist, dass er schon alle Elemente des römischen Stils trägt. „Er bezeugt, wie schnell sich die keltischen Eliten nach der Niederlage an die Kultur der Römer anpassten“, schreibt das Museum in einer Pressemitteilung.
Das Modell aus Stein ist nicht nur eine Attraktion für die Besucher, sondern hilft auch den Forschern bei ihrer Arbeit. Ghislain Moret de Rocheprise: „Man erkennt sofort die perfekte Symmetrie der Anlage, und damit wird der Blick frei für detailliertere Betrachtungen jenseits des Offenkundigen, aber immer im Rahmen dessen.“
In einem ersten Schritt waren Prototypen der Modelle in Porenbeton gegossen worden. Den rohen Marmorblock bearbeitete de Rocheprise mit seinen CNC-Maschinen. Die Feinarbeit wurde im Stil alter Steinmetze von Hand erledigt. Beteiligt an der 3D-Visualisierung war auch die Firma On-Situ.
Lithias de Cluny (französisch)
Fotos: Ghislain Moret de Rocheprise