Design: Fahrradständer, Wärmplatten und Trinkbrunnen

(Oktober 2012) „Tweak“ (zwicken) hatten Alicin Erdal, Mustafa Özkurt und Yusufhan Doğan ihren Entwurf für einen Fahrradständer aus Naturstein genannt, mit dem sie den 1. Preis in einem Design-Wettbewerb ihres Heimatlandes Türkei gewonnen haben.

75 cm ist der kleine Block hoch, 52 cm tief und 20 cm breit, so dass er 20 kg Gewicht auf die Waage bringt und keine große Verankerung im Boden mehr braucht. Das Abstellen des Fahrrads ist einfach, auch fürs Anschließen ist gesorgt. Sogar über eine kostengünstige Massenfertigung haben sich die Designer Gedanken gemacht

Realisiert hatten den Wettbewerb die Istanbuler Exportorganisation für Mineralprodukte (Istanbul Mineral Exporters Association, İMİB) gemeinsam mit der Minmar Sinan Universität für Bildende Künste und einer Agentur für Entwicklung. Teilnehmer waren Studenten verschiedener Universitäten und Berufsschulen sowie Berufsanfänger.

Die Aufgabe hatte darin bestanden, neue Ideen für Alltagsprodukte in Naturstein zu entwickeln. Die Preisgelder waren von 12.000 bis 2000 türkische Lira (TYR) gestaffelt (~5100 € bis ~850 € / ~6200 US-$ bis ~1110 US-$).

Der 2. Preis ging an Kemal Şahin Yılmaz für „Proformalin“. Hier werden Bruchstücke von Stein in eine flüssige Masse aus Plexiglas eingebracht.

Nach dem Erkalten sind die Platten fest und ermöglichen verschiedene Lichteffekte.

„Warm-Touch“ nannte Refiye Funda Doğru ihre Idee der transportablen Wärme: die Kieselsteine, die sich auf der Heizung mit Wärme aufladen, kann man sich zum Beispiel bei Unterleibsschmerzen auf den Bauch legen.

Die im Entwurf braun gefärbten kleineren Platten dienen zum Warmhalten von Speisen. Auch in den fest installierten Steinplatten um die Heizrohre herum wird die Wärme lang gespeichert. Die Idee bekam den 3. Preis.

Ein Beispiel, wie man Traditionen in moderne Formen einbinden kann, ist der Trinkbrunnen „Seblevi“ von Büşra Nur Güleç und İsmail Arpacı: die geschwungene Form greift die Gestalt eines tanzenden Derwischs auf. Deren Reigentanz geht zurück auf den persischen Mystiker und Dichter Dschalal ad-Din ar-Rumi (1207-1273), türkisch: Mevlânâ. Die Denkrichtung strebt nach Harmonie der Menschen untereinander sowie mit der Natur und mit Gott.

In diesem Sinne haben die beiden Gestalter nicht nur an die Menschen gedacht, die oben am Brunnen trinken. Von dort fließt das Wasser innen in einem Rohr nach unten und tritt an der Welle für die Tiere wieder aus. Damit man denen Futter hinstellen kann, gibt es am Fuß der innen hohlen Konstruktion aus 4 Steinplatten ein Metallblech, das sich herausziehen lässt. Der Entwurf bekam eine lobende Erwähnung, wie auch die beiden folgenden Ideen.

„Fix“ ist eine ideale Verwertung von Reststücken. Es kann dick für Bodenflächen und dünn für Wände hergestellt werden. Die Form der Einzelstücke erlaubt reizvolle Gestaltungen mit einer oder mehreren Farben. Designerin war Esin Ekincioğlu.

Beim Sitz „Escada“ (Treppe) zeichnen zwei junge Frauen und ein Mann für den Entwurf verantwortlich: Büşra Mehlika Kurt, Fulya Certel und Sencer Özdemir. Der Titel trägt der Tatsache Rechnung, dass die Bänke unterschiedliche Höhe haben. Den Mittelpunkt der Sitzgruppe bildet ein massiver Mini-Obelisk als Tisch. Sein Material und das der Sitzflächen ist Stein. Aus Stahl ist der Unterbau der Sitze, was sie leicht hält, so dass sie bewegt werden können und bequem sind.

„Geometry Collection“ nannte Semiha Kan ihre Accessoires für die Wohnungseinrichtung. Sie reichen vom Kerzenständer über den Gewürzmörser bis hin zum Gewürztöpfchen, um nur einige zu erwähnen.

„Twist“ ist der Titel, den Mustafa Özkurt und Yusufhan Doğan ihrem Schirmständer gaben. Den beiden waren wir schon beim 1. Preis begegnet.

Insgesamt 64 Einreichungen hatte es bei dem Wettbewerb gegeben. Das Konzept hinter dem Projekt dem Originaltitel „Doğal Taş Kullanımında Ezberleri Bozmak“ (Neue Ideen für Naturstein im Alltag) beschreibt der İMİB-Verbandschef Mehmet Özer in einer Broschüre: Er verweist darauf, dass im Jahr 2023 das 100-jährige Jubiläum der türkischen Republik ansteht, und dass das Land bis dahin den Sprung unter die Top-10-Exportnationen geschafft haben will. Dann sollen die Gesamtexporte des Landes sich jährlich auf rund 500 Milliarden US-$ belaufen. İMİB will dazu 15 Milliarden US-$ beitragen, die Steinindustrie davon wiederum knapp 7 Milliarden.

Kern des Konzepts ist, dass die Türkei mehr Geld mit Endprodukten statt mit Rohstoffen verdient. Der Design-Wettbewerb war ein Beitrag, um die kreativen Köpfe im Land an das Material heranzuführen und sie zu neuen Ideen zu ermuntern.

Informationen: İMİB, Banu Surmen (Mail)