Stone Stories: künstlerisch sind wir Steinzeitmenschen

(November 2012) Neuigkeiten aus der Zeit vor rund 18.000 Jahren: schon damals galten dieselben ästhetischen Regeln wie heute, gestalteten Künstler ihre Werke zum Beispiel nach dem Goldenen Schnitt. Das ist eine Erkenntnis aus Forschungsarbeiten zu den Gönnersdorfer Schieferplatten, über die Alexandra Güth vom Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution (Monrepos) in der Oktoberausgabe des Journal of Archaeological Science berichtet.

Zur Analyse fertigte die Archäologin 3D-Scans der Fundstücke an. Diese haben nun ergeben, dass Pferdegravuren, die wir heute als gelungen bezeichnen würden, „bereits nach den Regeln des Goldenen Schnitts proportioniert“ sind, heißt es in einer Pressemitteilung des Forschungszentrums. Und weiter: „Eine geschickte Liniendopplung an den richtigen Stellen wirkte als Effektverstärker.“

Alexandra Güth schließt daraus: „Unser Sinn für Ästhetik hat sich offenbar über fast 18.000 Jahre nicht verändert. Was wir heute als schön und harmonisch empfinden, wurde auch damals schon so beurteilt. Die Werke dieser Künstler haben sich durchgesetzt und zwar bis heute.“ Ihre Arbeiten erfolgten im Rahmen des Forschungsschwerpunkts „Menschwerdung“.

Im Jahr 1968 waren bei Baumaßnahmen in Gönnersdorf unweit von Neuwied am Rand der Eifel eine große Zahl von Schieferplatten mit Gravuren gefunden worden, was auf einen steinzeitlichen Siedlungsplatz hinwies.

Dargestellt sind auf ihnen Tiere und Symbole.

Weltberühmt unter den Fundstücken sind die Frauenstatuetten, die als „Typ Gönnersdorf“ bezeichnet werden.

Die Tatsache, dass die Platten nicht aus einem Kultort – etwa einer Höhle – sondern aus einer normalen Siedlung stammen, erlaubt auch Rückschlüsse auf die Schöpfer der Gravuren. Vermutlich waren die Künstler schon auf ihr Tun spezialisiert und erledigten es nicht einfach gelegentlich und nebenbei. „Die gravierte Bildwelt von Gönnersdorf diente offenbar als Kommunikationsmedium und ‚kollektives Gedächtnis’“, heißt es in der Pressemitteilung.

Auf manchen der Funde sind Szenen so angeordnet, dass sie „ganze Geschichten zu erzählen scheinen“, lautet eine weitere Erkenntnis der Forscher. Viele der Schieferstücke sind mehrfach mit Gravuren versehen worden.

Erhalten geblieben sind die Dokumente vom Ende der Eiszeit durch, aus heutiger Sicht, einen dramatischen Glücksfall: als der nur 12 km entfernte Laacher-See-Vulkan ausbrach, wurden die Platten unter einer dicken Bimsschicht verschüttet, heißt es in Wikipedia. Das letzte derartige Ereignis wird etwa auf das Jahr 10.930 v. Chr. datiert.

Monrepos (Römisch-Germanisches Zentralmuseum)

Wikipedia