Design: „Formbar wie Marmor“

(November 2012) „Formbar wie Marmor“ hieß das Projekt der Freien Universität Bozen: Bachelor-Studenten hatten als Aufgabe, Möbel und Objekte für den Haushalt zu entwerfen, wobei der regionale Lasa Marmor mit Holz kombiniert werden sollte. Die drei Professoren Claudio Larcher, Simone Simonelli und Carmelo Marabello haben das Projekt durchgeführt. Die studentischen Arbeiten waren auf der Marmomacc ausgestellt.

Eine typische Eigenschaft des Materials Stein, dass es nämlich praktisch keine Vibrationen überträgt, hatte Tomas Menapace zur Grundlage seiner Design-Idee gemacht: bei seinem Plattenspieler „Rock Vibrations“ befindet sich der Antrieb im Außenring, so dass sich die Motorschwingungen nicht auf den Plattenteller im Inneren übertragen können. Erschütterungen von außen werden aufgrund des Gewichts im Regelfall absorbiert. Für Musik von der Schallplatte gibt es auch heute noch eine eingeschworene Gemeinde.

„Ufo“ nannte Yael Fierro seinen Tisch. Der stellt die Welt gewissermaßen auf den Kopf: die Flaschen, die normalerweise auf der Tischplatte stehen, sind hier die tragenden Elemente.

Ausgenutzt wird dabei die Tatsache, dass Glas enorm viel Druck aushält. Holz verwendete der junge Designer nicht.

Auch beim Bücherregal „Atlante“ von Diego Zanotto sind die Verhältnisse umgedreht: das Holz trägt den Stein. Die normalerweise geraden Regalbretter sind zur Abwechslung mal schief gestellt.

Angelika Ziernheld hat bei ihrem Hocker „Naturalmente“ berücksichtigt, dass Stein kalt ist. Die roten Punkte sorgen dafür, dass man nicht direkt auf dem Marmor sitzt, und sind zudem Dekoration.

„voroNoi“ von Gaetano Gibilras geht auf den russischen Mathematiker Georgi Feodosjewitsch Woronoi zurück und stellt ein radikal neues Konzept für die Herstellung von Tischen dar: zunächst bekommt die Platte das vom Kunden gewünschte Lochmuster und danach werden die Holzbeine eingepasst.

Es dürfen auch schon mal mehr Beine sein als die üblichen vier.

Für das Trocknen von Geschirr nach dem Spülen hat Francesco Elipanni sein „Ekidna“ entworfen. Holzleisten lassen die Teller aufrecht stehen. Verwendet werden kann Abfallholz. Eine Rinne sorgt dafür, dass das Wasser vom Stein ablaufen kann.

Damit der Sitz „Benchina“ über eine bequeme Rückenlehne verfügt, hat Egle Kirdulyte sie leicht gebogen. Schief im Holz steht sie, damit man angenehmer Platz nehmen kann. Unter der Sitzfläche kann man Dinge ablegen.

Der Pflanztopf „Demetra“ von Giulia Davolio bietet die Gewissheit, dass die Gerätschaften für die Balkonpflanzen nicht irgendwo herumliegen.

Aus schmalen Marmorstreifen besteht die Lampe „Ercole“ von Domenico Catelli.

Angeschaltet umgibt sie sich mit einem Kranz aus Licht und Schatten.

Die Freie Universität in Bozen zeichnet sich durch Internationalität aus, was man auch an den Namen der Studenten ablesen kann. Sie unterhält eine Fakultät für Design und Kunst, an der es die Fachrichtungen Produktdesign und Kommunikationsdesign gibt und an der mehrsprachig auf italienisch, deutsch und englisch unterrichtet wird.

Der Lasa Marmor wird in den Südtiroler Alpen gewonnen. Den Stein im Projekt stellte die Firma Odone Marmi kostenlos zur Verfügung. Die Studenten bezahlten nur das Holz und konnten es in den Werkstätten der Uni bearbeiten. Die Fotos haben die Studenten im Studio der Universität selber gemacht.

Freie Universität Bozen

Odone Marmi