(Januar 2013) Wie man Bürgerengagement mit Naturstein in Gang setzt, hat im letzten Jahr die Stadt Krakow (Krakau) in Polen bewiesen. Die Zutaten zu dem Erfolgsrezept lauteten: man nehme einen engagierten Künstler und eine nicht weniger begeisterungsfähige Lokalpolitikerin, gebe eine Handvoll Sponsoren und geschätzt weit über 1000 Beteiligte dazu, lasse das Ganze 3 Tage auf großer Flamme kochen …
… und dann trägt am Ende eine zuvor triste Betonmauer in einer Unterführung ein hübsches Mosaik mit Pflanzenmotiven.
Und wenn es am eigentlich eingeplanten 4. und letzten Tag wegen der enormen Bürgerbeteiligung nichts mehr zu tun gibt, kann man noch eine Party für die Beteiligten machen, wie in Krakow geschehen.
Die Vorgeschichte: Der Rondo Mogilskie ist ein Kreisverkehr am Rand der historischen Altstadt, über den der Autoverkehr donnert. Die Fußgängerwege sind auf das Niveau darunter verlegt, was bedeutet, dass der Bürger beim Unterqueren dieses Nicht-Platzes lange Wege über Treppen und vorbei an Betonwänden hinter sich zu bringen hat.
Durch Zufall waren Anfang 2012 der Mosaikkünstler Lubosz Karwat und die Stadtpolitikerin Margaret Jantos zusammengekommen. Alsbald hatten sie sich auf eine Idee verständigt: eine Betonmauer sollte auf 22 m Länge und 1 m Höhe ansehnlicher gemacht werden.
In Abstimmung mit den zuständigen Planern bekam das Ganze einen lokalen Bezug: Grundlage für die Gestaltung sollten Pflanzenmotive des Malers Stanisław Wyspiański (1869-1907) sein. Der war in Krakow geboren, hatte aus seiner Zeit in Paris die Einflüsse des Art Nouveau mitgebracht, gestaltete bedeutende Glasfenster in einer Krakower Kirche und starb wieder in der Stadt.
„Wyspiański na Mogilskim“ (Wyspiański auf dem Mogilskie) hieß das Motto der Aktion. Lubosz Karwat gestaltete die Entwürfe, und er legte einen detaillierten Plan für die Realisierung vor. An deren Anfang stand eine Medienkampagne in der Stadt und die Auswahl von 20 Freiwilligen, die später als Helfer agierten. Sie bekamen T-Shirts mit dem Motto der Aktion.
Kaum hatte Karwat am 1. Tag der Aktion die Umrisse der Blätter, Stängel und Blüten auf die Wand aufgetragen…
… setzte ein Run auf die Unterwelt unter dem Rondo Mogilskie ein: Nicht nur Schüler strömten herbei, sogar der Manager im feinen Zwirn ließ sich blicken und machte einen Selbstversuch in Sachen Mosaik. Auch von Senioren, die in Polen wie auch anderswo nie Zeit haben, wird berichtet, dass sie innehielten und sich von den jungen Leuten zum Mittun animieren ließen.
Wer nur kurz bleiben wollte, konnte unter Anleitung der Freiwilligen flugs ein paar Stücke auf eine der großen Flächen kleben. Wer sich intensiver auf das Mosaiklegen einlassen wollte, bekam detaillierte Informationen und fand in den Pflanzenmotiven seine Herausforderung. „Das führte dazu, dass die Ausführung über die ganzen 22 m sehr unterschiedlich ist“, sagt Karwat.
Die Aktion stieß auf so viel Begeisterung, dass für den kommenden Mai ein neuer Durchgang geplant ist. „Es gibt noch reichlich graue Flächen“, sagt Karwat augenzwinkernd.
Wir dürfen nicht vergessen, die Sponsoren zu nennen: die Firma Rogala steuerte die Steinsorten bei; Werkzeuge, Schutzbrillen und Handschuhe kamen von Weha, Granex und Makita; chemische Mittel wie Grundierungen, Kleber oder Imprägnierungen stellten Tenax, Atlas und Moazaikoholik.pl zur Verfügung. Die ganze Aktion war integriert in ein Kunstfestival in der Stadt.
Rogala
Weha
Granex
Tenax
Moazaikoholik.pl
Makita
Atlas
Fotos: Maciej Strzelczyk