Stone Stories: herauskristallisiert

(Februar 2013) Mineralien umgeben uns überall, spektakulär als Edelsteine oder unauffällig als Rohstoffe. Viele von ihnen haben ungewöhnliche Farben und Formen wie aus dem Kristalllabor. Nach 7 Jahren Baumaßnahmen melden sich die Mineralogischen Sammlungen an der Technischen Universität Berlin mit einer Woche der Offenen Tür (4. bis 8. Februar 2013) zurück.

Danach stehen die Räumlichkeiten am Ernst-Reuter-Platz in Berlin-Charlottenburg kontinuierlich jeweils freitags vormittags zum Besuch offen. Zu empfehlen ist jedoch eine vorherige telefonische Anmeldung bei der Sammlungsleiterin und Kustodin Dr. Susanne Herting-Agthe, die die Einrichtung weitgehend im Ein-Frau-Betrieb am Laufen hält.

Mehr als 100.000 Stücke zählen die Sammlungen, darunter massige, graue Eisenmeteoriten oder genauso filigrane, grellbunte „Kristallgewächse“. Extra für den interessierten Laien hat Herting-Agthe eine Ecke eingerichtet, in der die Rolle der Mineralrohstoffe in unserem Alltag dargestellt wird. Dort geht es unter anderem um das Salz zum Frühstücksei – es ist reines Steinsalz (Halit), das der menschliche Körper im Rohzustand aufnehmen und verwerten kann.

Eine wichtige Rolle spielen Mineralien auch für die Farbgebung bei Porzellan oder Fliesen: Blau entsteht, wenn Kobalt in die Rohmasse gegeben wird; gewonnen wird es unter anderem aus dem Mineralerz Cobaltit. Stahl kann durch Zugabe von Molybdän härter und weniger spröde gemacht werden – Ursprungsstoffe sind meist Molybdänglanz oder Wolfenit. Auch Chrom und Mangan sind Stahlveredler, die als Mineralien wie Chromit beziehungsweise Manganit in der Natur vorkommen.

Titandioxid hat wirtschaftlich große Bedeutung als Weißpigment für Lacke, Glasuren und Kunststoffe. Es wird aus Rutil oder Ilmenit extrahiert.

Der Ursprung der Sammlungen an der TU Berlin liegt im Jahr 1781. Friedrich der Große, bemüht um Wirtschaftsförderung im armen Land Brandenburg, hatte zuvor die Bergakademie in Berlin gegründet. Diese erwarb die Sammlung des Bergrats Carl Abraham Gerhard und legte damit den Grundstein für die Ausstellung von heute.

Die Stücke dienen seitdem der Ausbildung der Studenten, aber auch als Referenzarchiv für wissenschaftliche Analysen. Denn immer noch werden reichlich neue Mineralien in der Erdkruste entdeckt. Sie müssen als Neuheiten erkannt, beschrieben und von der Expertengemeinde anerkannt werden. Den Namen darf sich der Entdecker wie bei Tier- und Pflanzenarten ausdenken.

Im Schnitt gehen bei den TU-Sammlungen zwei Anfragen pro Woche ein. Sie stammen hauptsächlich aus der Geowissenschaft, aber auch von Nutzern aus Archäologie, Materialprüfung und vielen weiteren Bereichen. Die Aufgaben von Herting-Agthe sind vielfältig: Mineralproben müssen bereitgestellt, Exponate für Ausstellungen ausgeliehen, Fachinformationen erarbeitet, Vorträge gehalten oder Projekttage für Schulen betreut werden. Bei den Führungen muss man sie nicht lange bitten, um etwas aus dem reichen Anekdotenschatz der Mineralogie zu erfahren.

Mineralogische Sammlungen der TU Berlin, Dr. Susanne Herting-Agthe, Ernst-Reuter-Platz 1, Raum BH 609 (6. Stock), 10587 Berlin, Tel: 030 / 314-22254, Mail