Märkte: Stein-Zeit im Gitarrenbau

Die neue Gitarre mit Decke (1) und Boden aus Granit mit Carbonfaser. Der Steg (2) besteht aus Andeer Granit. Foto: TechnoCarbon(Januar 2009) Dass man mit Steinen Musik machen kann, ist so neu nicht. Wir haben Beispiele in unserer Linkliste „Steinstimmen“ zusammengetragen. Jetzt gibt es eine Neuentwicklung, die weit mehr als ein kurzfristiges Spektakel werden könnte. Die deutsche Firma TechnoCarbon, die millimeterdünne Steinscheiben mit Carbonfasern verstärkt, hat ihre Idee auf Gitarren angewendet. Das Instrument klinge außergewöhnlich gut, wird als Meinung von Gitarristen kolportiert. Nachprüfen kann man das bisher nicht; die Videos auf der Seite der Firma zeigen einen unausgeglichenen Klang der einzelnen Saiten (1, 2). Das aber kann auch an der Zupftechnik des Spielers liegen.

In diesem Fall waren Decke, also die Oberseite des Instruments, und Boden durch CarbonStein ersetzt. Es handelte sich um eine 2 Millimeter dünne Scheibe aus chinesischem Granit plus Carbonfaser. Dadurch wird das Instrument nur wenig schwerer als die Holzgitarre – denn Granit hat eigentlich dasselbe Gewicht wie Aluminium, er wird nur als sehr viel schwerer erlebt, weil er bisher nur in dicken Scheiben verwendet werden konnte.

Nicht nur das Material als solches beeinflusst den Klang der Steingitarre, sondern auch die Tatsache, dass die Decke noch dünner als mit Holz sein kann. Dazu kommt, dass sie nicht mehr mit kleinen Streben auf der Unterseite verstärkt werden muss, damit sie dem Zug der Saiten standhält.

Das hat Auswirkungen auf die Resonanzeigenschaften des Instruments. Zum einen kann der Korpus freier schwingen, zum anderen sollten die tiefen Resonanzen verstärkt werden, was beides den Klang satter machen würde. Zudem könnte der CarbonStein unerwünschte Schwingungen dämpfen. Gespielt werden kann das Instrument sowohl mit Nylon- als auch mit Stahlsaiten.

Noch eine weitere Entwicklungsrichtung gibt es zu vermelden, bei der CarbonStein als Steg eingesetzt wird. Der Steg ist bei der Gitarre ein schmales Holzstäbchen, über das die Saiten laufen. Er überträgt die Schwingungen auf die Decke. Bisher wurde für Stege spezielles Hartholz verwendet. Auch hier und genauso etwa bei Violinen könnte der CarbonStein zum Einsatz kommen. TechnoCarbon sucht Instrumentenbauer, die sich mit dem Thema beschäftigen wollen.

Noch eine Neuentwicklung: In den USA baut der Steinhändler Antonio Liberta E-Gitarren mit Body aus Granit und Marmor. Darüber wurde schon in der Fachpresse berichtet. Fraglich ist, was das neue Material für das Instrument bringt. Denn der Klangaufbau bei der E-Gitarre hat nur wenig mit dem Korpus zu tun, viel mehr aber mit dem elektrischen Tonabnehmer.

Die letzte Aufsehen erregende Innovation in Sachen Gitarrenbau hatte es in den 60-ern von der US-Firma Ovation gegeben, die Lyrachord als Baumaterial verwendete und den Korpus rund machte.