(Mai 2013) Er sei ein „umtriebiger Mann“ gewesen, jener Johann Friederich Bauder, Naturfreund, Fossiliensammler und Bürgermeister, der um 1750 die Felder in der Umgebung von Altdorf unweit von Nürnberg als Lagerstätte des Marmors gleichen Namens ausfindig machte. So berichten es die Geologischen Blätter für Nordost Bayern (2011, Band 61, S. 91ff). „Dieser Marmor liegt in einer Tiefe von 15 bis 20 ruthen; ist nur 19 Zoll dick; davon jeder Zoll eine besondere Lage zu haben pflegt“, schrieb Bauder und weiter: es gebe in dem Material „verschiedene Versteinerungen und andere natürliche Seltenheiten“.
Umtriebig wie er war, erkannte er das wirtschaftliche Potenzial des Natursteins und errichtete „eine Manufaktur von Tischblättern und anderem Geräthe“.
Zwar seien die Produkte sehr ansprechend gewesen, berichtete der Wanderführer Carl Heinrich Nicolai 1783 von einer seiner Reisen. Leider aber hätten sie „nicht viel Abgang“ gehabt. Will heißen: das Geschäft war kein großer Erfolg, dies weil die Marmore aus der Gegend um Bayreuth oder Salzburg zu starke Konkurrenten waren.
Auf einer Website der Altstadtfreunde Altdorf ist mehr zu dem Naturstein zu erfahren. Dort findet sich ein Bericht über einen Vortrag des Studiendirektors a.D. Udo Kursawe: Beim „Dämmerschoppen im Goldenen Ochsen“ gab der Experte für Heimatkunde Informationen unter anderem zum Taufstein in der Kirche im Ort. Der Taufstein ist nämlich aus dem Material gefertigt und zeigt die Fossilien, die typisch sind und die Bauder schon aufgefallen waren.
„Kursawes großer Verdienst ist es, zahlreiche Platten und Produkte aus Altdorfer Marmor aufgespürt zu haben: im Museum in Wien, in Schlössern und Fürstensitzen, in Goethes Gartenhaus und bei privaten Sammlern“, heißt es weiter in dem Bericht.
Wir haben im Netz herumgestöbert und sind auf die Geocache-Seite von Jürgen Dreutter zum Altdorfer Marmor gestoßen. Geocache ist eine Art moderner Schnitzeljagd.
Dreutter war bis vor kurzem Lehrer am Leibniz-Gymnasium Altdorf und ist nicht nur ein Pädagoge der engagierten Art, sondern privat auch begeisterter Geocacher. Er bot seinen Schülern als Aufgabe für ein Oberstufen-Pflichtprojekt an, einen Geocache zum heimischen Marmor zu erstellen. Dazu gehörte auch die Orientierung mit dem Satellitensystem GPS. 14 Jugendliche der Klasse 11 nahmen daran teil.
So viel zum aktuellen Stand der Dinge zum Altdorfer Marmor. Übrigens: der Text in den Geologischen Blättern geht auch ausführlich auf den Hopfenanbau auf den Feldern ein, unter denen der Marmor liegt. Das daraus gebraute Bier wird in einer Doktorarbeit von 1743 ausführlich gewürdigt: „Es bläht nicht auf, macht keinen schweren Kopf und berauscht nicht leicht. Es verleiht den Gliedern Kraft, erfrischt und stärkt, wenn man ermattet ist, nähert mäßig, hält sich lange gut, ohne abzustehen, und wir nicht leicht sauer, weil es gut gehopft, ordentlich eingesotten und ausgegohren und viel Geist enthaltend, in sehr tiefen Kellern lagert.“
Die Fotos stellte uns Jürgen Dreutter freundlicherweise zur Verfügung.
Geologische Blätter für Nordost-Bayern