In Kalkstein: antike Zeugnisse von einem umstrittenen König

Ein von Steinmetzen gefertigtes Fenster in Kalkstein aus dem Bad in Herodium, 1. Jahrhundert n. Chr. Foto: The Israel Museum, Jerusalem / Meidad Suchowolski

(Juni 2013) Das von Steinmetzen gefertigte Fenster in Kalkstein (siehe oben) ist eines der Ausstellungsstücke, die noch bis zum 04. Januar 2014 im Israel Museum in Jerusalem zu sehen sind. Es ist Teil der Schau mit dem Titel „Herodes der Große: die letzte Reise des Königs“, die mehr als 250 Fundstücke sowohl aus dem erst kürzlich entdeckten Grab des Königs in Herodium als auch aus Jericho und von woanders zeigt. Ziel ist, Herodes’ Amtszeit von 37 bis 4 n. Chr. neu zu bewerten, und das unter politischen, architektonischen und künstlerischen Aspekten.

Herodes der Große war eine der einflussreichsten – und umstrittensten – Gestalten der römischen und jüdischen Geschichte. Gefeiert als der „größte Bauherr der Geschichte“ wurde er dämonisiert für seine umstrittenen politischen Bündnisse, die Hinrichtung seiner Frau und drei seiner Kinder und seine – geschichtlich falsche – Beschuldigung im Neuen Testament, dass er der Urheber des „Kindermordes“ von Bethlehem gewesen sei.

Sarkophag von König Herodes (?) in rötlichem Kalkstein, verziert mit Rosetten und Palmetten. Foto: The Israel Museum, Jerusalem / Meidad Suchowolski

Unter den Exponaten sind auch drei Sarkophage aus seinem Grab, Objekte aus dem Badehaus in seinem Palast auf Zypern, nie zuvor gezeigte behauene Steinelemente vom Jerusalemer Tempelberg und ein Marmorbecken, das als Geschenk von Kaiser Augustus an Herodes gilt.

Badewanne aus Herodes’ Palast auf Zypern und Rekonstruktion eines Bodenbelags. Photo: The Israel Museum, Jerusalem / Elie Posner

Seine groß angelegten Bauprojekte verschlangen enorme Ressourcen und unterzogen das Land Israel einer weit reichenden Veränderung. Neben der Erneuerung und dem Ausbau des jüdischen Tempels in Jerusalem als seinem bedeutendsten Bauwerk ließ er aufwändige Paläste, Festungen, öffentliche Bauten, heidnische Tempel und Städte errichten. In ihnen zeigt sich die Verbindung lokaler Bautraditionen und Materialien mit römischer Technologie und Form.

Korinthische Säule aus Herodes’ Palast auf Zypern. Foto: The Israel Museum, Jerusalem / Meidad Suchowolski

Im Jahre 2007 hatte der renommierte Archäologe Professor Ehud Netzer von der Hebräischen Universität in Jerusalem das Grab des Herrschers im Herodium am Rande der judäischen Wüste entdeckt. Die Stätte umfasst einen befestigten Palast sowie einen Komplex für die Freizeit mit Gärten, großen Wasserbecken, verzierten Badehäusern und einem Theater mit einer königlichen Loge. In den letzten Jahren seines Lebens gestaltete Herodes die Architektur dieser Anlage mit dem Zweck um, eine Kulisse für sein Grab und für den Leichenzug zu seiner Beisetzung zu schaffen. Er ließ ein prächtiges Mausoleum bauen, dessen Blickrichtung nach Jerusalem geht. Die Ausstellung des Museums ist dem Andenken an Professor Netzer gewidmet, der 2010 an der Stätte seiner bahnbrechenden Entdeckung ums Leben kam.

Israel Museum

Quelle: Israel Museum

Marmorbecken, vielleicht ein Geschenk von Kaiser Augustus oder von Augustus’ Befehlshaber, Marcus Agrippa, an Herodes. Foto: The Israel Museum, Jerusalem / Meidad Suchowolski

Modell des Zweiten Tempels (Ausschnitt) im Israel Museum. Foto: Holy Land Tourism (1992) Ltd / by Garo Nalbadian