(September 2013) Nach außen abschottend wirken die Mauern: 7 m hoch, mit nur 2 niedrigen Durchgängen und mit ein paar Durchbrüchen für Fenster. Nun ja, verwunderlich ist das eigentlich nicht.
Denn die Mauern gehören zum Neubau der Finanzbehörde in der Stadt Zamora, und außerdem folgen sie den Umrissen des ehemaligen Klostergartens. Wenn aber der Besucher das Innere der Anlage betritt, überfällt ihn Offenheit und Leichtigkeit: er befindet sich vor einem Gebäude, das nur aus Glas zu bestehen scheint.
Die Anlage der Architekten von Estudio Arquitectura Campo Baeza wurde im Rahmen der Bienal Española de Arquitectura y Urbanismo 2012 und beim internationalen Preis für Architecture in Stone der Marmomacc 2013 ausgezeichnet. Neben Alberto Campo Baeza waren beteiligt: Pablo Fernández Lorenzo, Pablo Redondo Díez, Alfonso González Gaisán and Francisco Blanco Velasco.
Interessant ist, dass im Inneren dieselben Sandsteinmauern, die von außen so abschottend gewirkt haben, plötzlich eher heimelig und sogar elegant wirken.
Der Stein ist derselbe, aus dem die nebenan liegende Kathedrale und viele weitere historische Gebäude in der 60.000 Einwohner zählenden Provinzhauptstadt errichtet sind. Geliefert hat ihn die Firma Areniscas de los Pinares.
Herauszuheben in Sachen Naturstein ist der Stein an der Ecke zur Kathedrale: er ist ein massiver Block mit den Maßen 2,50 x 1,50 x 0,50 m und trägt eine Inschrift eingemeißelt. Die lautet übersetzt „Hier wurde im Mai 2012 der Grundstein gelegt“.
Jedoch ist Glas der Baustoff, der die Anlage prägt. Zu erwähnen ist zum Beispiel, dass die Außenscheiben sagenhafte 6 x 3 m groß und 2,4 cm dick sind. Die Innenscheiben sind nur noch halb so groß. Die Luft zwischen den beiden Flächen dient als Temperaturpuffer.
Eine der Scheiben trägt die Inschrift „Hier wurde im Mai 2012 die Grundscheibe installiert“.
Eigentlich haben die Architekten mit dieser Anlage die traditionelle Bauweise in südlichen Ländern auf den Kopf gestellt: denn der Innenhof, den dort größere Wohnanlagen haben, ist hier mit dem Glaskörper zugebaut; was hingegen traditionell Gebäude ist, wird hier Freifläche; von der Außenfassade bleibt nur die äußere Steinmauer übrig.
Und was ist mit den Balkonen, die im Süden normalerweise um einen Innenhof herumlaufen? Man kann sie in den offenen Räumen außen im Glashaus wiederfinden.
„Bauen nur mit Licht“ nennen die Architekten ihr Konzept. Sie beziehen sich auf den uralten Traum der Bauleute und auf modernere Ideen wie etwa Mies van der Rohes Entwurf für einen gläsernen Wolkenkratzer für Berlin, Friedrichstraße.
Estudio Arquitectura Campo Baeza
Fotos: Javier Callejas Sevilla
(13.09.2013)