(Juni 2009) Die Ziele waren hoch gesteckt: Die Größe Gottes sowie die Kraft des Glaubens sollte das Gebäude zeigen. Inzwischen ist die Sheik Zayed Moschee in Abu Dhabi fertig gestellt, und was sie an Pracht und Vollendung in Sachen Naturstein bietet, findet kaum seinesgleichen in der Welt.
Sheik Zayed Bin Sultan Al Nahyan war der Gründer und erste Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate. Er starb 2004. 1996 hatten unter seiner Regie die Planungen für das Gotteshaus begonnen, das heute Platz für 40.000 Gläubige bietet und die sechstgrößte Moschee weltweit ist. Die Bauarbeiten zogen sich mit vielen Kontroversen, Verzögerungen und Neuplanungen hin, bis Ende 2007 das weithin sichtbare Wunderwerk auf einem künstlichen Hügel fertig gestellt wurde. Erwähnenswert ist unter anderem, dass die Moschee auch von Nicht-Muslimen besucht werden kann.
In Sachen Steinarbeiten sind zwei Aspekte hervorzuheben: zum einen die Verkleidungen der Wände mit feinstem Marmor, zum anderen die Mosaik- und Einlegearbeiten mit Halbedelsteinen. Hier kam eine weitere Zielsetzung des Sheiks zum Zuge, nämlich ein Gotteshaus für die Muslime aus aller Welt zu errichten, dementsprechend Material aus vielen Ländern zu benutzen und internationale Fachleute zu beteiligen.
So waren Architekten, Kunsthandwerker und Kalligrafen aus Italien, Griechenland, Indien, der Türkei, Iran, China und den Vereinigten Arabischen Emiraten an dem Projekt beteiligt, insgesamt 3000 Personen aus 38 Ländern. Die Leitung der Gestaltung oblag der arabisch-stämmigen Architektin Dr. Salma Samar Damluji. Für die Projektsteuerung wurde nach den anfänglichen Problemen das britische Unternehmen Halcrow ins Boot geholt.
Klar dass nur rein-weiße Marmorsorten für die Verkleidung der tragenden Stahlbeton-Struktur in Frage kamen. Angesichts der benötigten Mengen wurde für die Außenwände Sivec-Marmor aus Mazedonien in Griechenland verwendet. Im Inneren kam Laasa-Marmor aus den italienischen Alpen zum Einsatz, da er die Gestalterwünsche nach polierten, sandgestahlten und geflammten Oberflächen bei einheitlichem Grundton erfüllte.
Der indische Makrana-Marmor, in dem das Taj Mahal strahlt, konnte nur für kleinere Bereiche der Moschee eingesetzt werden, da er heute nicht mehr in größeren Mengen geliefert werden kann. Die chinesischen Sorten Aquabianca, Bianco und Ming Green kamen für die Brunnen und Bereiche der rituellen Waschungen zum Einsatz.
Für die Befestigung der Außenverkleidung zeichnete HAZ Metal verantwortlich. Den Marmor für die Innenräume und den Innenhof (Bianco Lasa Classico) lieferte die italienische Firma Henraux. Die Innenverkleidung sowie die Dekoration auf den Böden besorgten Burdi und Fantini Mosaici aus Italien sowie Al Hashem Marble aus Abu Dhabi.
Erwähnenswert sind die prächtigen Blumenmuster im Inneren der Moschee, hier besonders diejenigen an den 96 Säulen der Arkadengänge. Deren steinerne Strukturen von Blumen und Blattwerk wurden ausschließlich in Handarbeit gefertigt. Das Material sind dunkler Lapislazuli, verschiedene Sorten Jade oder Jaspis sowie Perlmutt mit Dicken von 2 bis 3 mm. Diese Halbedelsteine sind in den weißen Sivec-Marmor eingelegt und seitlich mit ihm verklebt. Die Arbeiten führte die indische Firma Saray aus.
An den Wänden bestehen die Blumenmuster aus farbigem Marmor und sind auf den weißen Untergrund aufgeklebt. Auf dem Boden sind die Muster eingelegt. Ausgeschnitten wurden die Formen mit Wasserstrahltechnik.
Während die Blumenmuster in den Innenräumen nur der Dekorationen dienen, haben sie im riesigen Innenhof eine weitere Funktion: im Bodenbelag agieren sie als Lichtbrecher, denn ohne sie wäre die Fläche von 18.000 m2 weißem Marmor tagsüber unerträglich grell. Bei der Installation wurden zunächst die Muster auf den Betonboden aufgeklebt, erst danach folgte das Mosaik aus weißem Marmor drumherum.
Als Kostenrahmen für die Moschee werden Zahlen von über 525 Millionen US-Dollar genannt.
Noch ein Superlativ. Der Gebetesteppich in der Moschee misst gut 7000 m². Er ist weltweit der Größte seiner Art. Gefertigt wurde er in zwei Jahren Handarbeit von 1200 Frauen im Iran. Gewicht: 47 t.
Al-Arabiya-Video über die Moschee
Fotos: Halcrow