Auch wenn die Natursteinbranche es nicht hören will: große Flächen aus Naturstein sind oft nur langweilig, selbst mit dem schönsten Stein und trotz der Tatsache, dass die Firmen damit Geld verdienen.
Einen sehr schönen Ausweg aus dem Dilemma haben die Planer von Staab Architekten für das neue Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum (IKMZ) der Universität Potsdam am Standort Golm gefunden: zwar wurde auch hier nur eine Sorte Stein verwendet (Granit Angola Black Moonlight), diese aber mit zwei unterschiedlichen Oberflächen, und dazu kommt noch ein gewissermaßen gefälschter Stein, nämlich Glas, auf das das Muster des verwendeten Granits aufgedruckt ist.
Die Täuschung erkennt der Betrachter erst, wenn er praktisch die Nase an die Fassade drückt: das Foto zeigt in der linken Bildhälfte Glas mit aufgedrucktem Steinmuster und daneben echten Stein mit zwei Oberflächenvarianten.
Aus mehr Distanz erkennt man, dass das Ganze auch einen Zweck hat: kontrolliert wird so nämlich der Einfall von Sonnenlicht ins Innere. Das ist wichtig, weil das Medienzentrum Universitätsbibliothek ist und dort folglich Bücherregale stehen.
Deshalb sieht das Gebäude trotz des vielfältigen Musters der Fassadenplatten mit unterschiedlichen Höhen und Breiten wie ein monolithischer Block aus einem Guss aus. Dazu trägt auch bei, dass die Fugen und die dahinter liegende Dämmung durch einen schwarzen Anstrich verborgen sind.
Besonderheit der Fassadentechnik ist das System Airtec Stone, das hier zur Anwendung kam: es handelt sich um Sandwiches von 8 bis 10 mm dickem Stein auf einer Trägerschicht von 19 mm dickem Leichtbeton. Das reduziert zum einen das Gewicht des Steins und erlaubt zum anderen, Platten unterschiedlicher Dicke an der Unterkonstruktion aus Aluminium zu befestigen. Airtec Stone ist eine Entwicklung der Firma Lithodecor aus dem sächsischen Netzschkau und schon mehr als 15 Jahre auf dem Markt. Die dünnen Steinscheiben schnitt die Firma Rex Granit aus Brück in Brandenburg zurecht.
Aus dieser Geschlossenheit der Fassade stechen einige große Fenster heraus. Hinter ihnen liegen Lesesäle, die so das volle Tageslicht bekommen und zudem einen Blick über die Landschaft erlauben. Ziel der Planer war es, statt eines einzigen großen Lesesaals mehrere unterschiedliche zu schaffen. Hinter den Glasplatten in der Fassade befinden sich einzelne Leseplätze.
Noch auffälliger als die großen Fenster sind die langgezogenen Fensterreihen. Deutlich sichtbar werden sie nur dann, wenn jemand die Sonnenschutzlamellen geöffnet hat.
Angesichts von so viel Abgeschlossenheit nach außen – „Schwarzbau“ witzelten die Potsdamer Neuesten Nachrichten schon doppeldeutig – bietet das Innere des Gebäudes eine Überraschung: zwar wiederholt sein Erscheinungsbild die Vielfalt der Fassade, jedoch ist es hell und mit zwei Treppen in Rot und Orange geradezu bunt.
Das Büchermagazin befindet sich im Untergeschoss. Ebenerdig liegen Funktionsbereiche wie Ausleihe, Auskunft oder Computerplätze zur Recherche.
Staab Architekten, Berlin
Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum (IKMZ)