Als einziger Planet unseres Sonnensystems betreibt die Erde ein regelmäßiges „Facelifting“: Die Plattentektonik und ebenso Wind und Wetter führen zur permanenten Erneuerung der Erdoberfläche, weshalb von der ursprünglichen Erdkruste von vor Milliarden Jahren heute fast nichts mehr übrig ist. Aber nur fast. Am Barberton Grünsteingürtel in Südafrika, zwischen Pretoria und Swasiland, etwa eine Autostunde südlich des Krüger-Nationalparks, hat sich die ursprüngliche Kruste weitgehend unverändert erhalten.
„Dieses Gebiet ist ein Mekka für Geowissenschaftler“, sagt Prof. Dr. Christoph Heubeck von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, „gibt es hier doch die Möglichkeit, direkte physische Informationen über die Erde zu finden, wie sie vor über 3,5 Milliarden Jahren aussah.“
Gemeinsam mit südafrikanischen Partnern hat der Geologe in den vergangenen zwei Jahren den „Barberton Makhonjwa Geotrail“ mitgestaltet, einen rund 40 Kilometer langen „Lehrpfad“ entlang einer geteerten Straße durch dieses einzigartige Gebiet. Ende April wurde der Geotrail eröffnet.
Entlang der landschaftlich reizvollen Straße, die sich über die Berge Richtung Swasiland windet, sind an ausgewählten Orten steinerne Zeitzeugen aus der frühesten Erdgeschichte zu sehen.
Ergänzt werden die Aussichtspunkte durch Schautafeln und Panoramen, auch mit Informationen zur besonderen Artenvielfalt in dem Gebiet. Denn dank der besonderen Böden und der Lage zwischen subtropischem Tiefland und dem trockenen Hochland des Landesinneren konnten sich rund 1.500 Pflanzen- und über 300 Tierarten ansiedeln.
„Das Ziel, das wir mit der Einrichtung dieses Lehrpfades verfolgen, ist nicht nur, die Besucher über diesen weltweit einmaligen Naturreichtum zu informieren“, so der Jenaer Geologe. „Wir wollen vielmehr Neugier und Begeisterung wecken und so auch bei der einheimischen Bevölkerung Wertschätzung für diese einmalige Region erzeugen.“ Denn ein typisch südafrikanisches Problem sei es, dass viele politische Führungspersönlichkeiten nur wenig emotionalen Bezug zum Naturreichtum ihrer Heimat haben. „Viele von ihnen sind in städtischen Armutsgebieten aufgewachsen und hatten unter der Apartheid zu leiden“. Da sei wenig Raum geblieben, die Natur schätzen zu lernen. „Bis heute sehen viele südafrikanische Politiker und Entscheidungsträger die Naturschätze ausschließlich als Attraktion für gut zahlende ausländische Touristen und nicht als eigenes wertvolles Gut.“
Wegen der vielfältigen natürlichen Attraktionen ist das Barberton Mountainland seit kurzem in die Kandidatenliste der Weltnaturerbestätten aufgenommen worden.
(08.05.2014)