So wie manche Natursteine Adern haben, haben die meisten Baumarten Jahresringe. Die Adern im Stein künden von chemischen Vorgängen vor endlos langer Zeit; sie verlaufen ganz unregelmäßig. Baumringe hingegen sind regelmäßig, wenn auch unterschiedlich dick. Sie geben die Umweltbedingungen zur Lebenszeit des Baumes wieder.
Der Designer Lex Pott hat im Rahmen der Design-Woche im April in Mailand eine ungewöhnliche Idee mit Jahresringen vorgestellt, die wir erwähnen wollen, auch wenn es nicht um Stein geht: er hat auf eine bestimme Art und Weise eine dünne Scheibe Holz aus einem Baumstamm entnommen und diese Scheibe dann einem Sandstrahl ausgesetzt. Heraus kommt ein Streifenmuster, das zum Beispiel eine Schiebetür für ein Schränkchen markant gestalten kann.
Die Kollektion mit dem Namen „Diptych“ hat er zusammen mit Woes van Haaften von der Online-Plattform New Window entwickelt. Über diese Plattform werden die bisher insgesamt 9 Objekte vertrieben. Der Name „Diptych“ bezieht sich auf zweiteilige Gemälde, wie man sie aus alten Kirchen kennt.
Das Herausarbeiten der Jahresringe beruht auf einem Phänomen des Pflanzenwachstums: je nachdem wie das Wetter im Sommer ist, bildet der Baum einen mehr oder weniger dicken Ring aus weichem Holz, im Winter hingegen ist der Ring dünner, dafür aber aus härterem Material.
Beim Sandstrahlen lässt sich das Sommerholz leicht wegblasen, und die Winterstreifen bleiben stehen.
Indem nur bestimmte Teile einer Holzplatte bestrahlt werden, können Fenster-Effekte erzielt werden, die nicht nur dekorativ sind, sondern in denen auch vergangene Zeit sichtbar wird.
Eine andere Idee aus der Kollektion sind Streichholzmäppchen.
Besonders reizvoll ist das doppelte Brett, das sich als Raumteiler aufklappen lässt. Hier hat das Sandstrahlen auch die Äste und Knoten im Holz freigelegt.
Zur Design-Woche in Mailand wurde ein Buch vorgestellt, in dem detaillierte Angaben zu dem Projekt zu finden sind.