Citytunnel Leipzig: zwei der neuen Bahnhöfe mit sehenswerter Stein-Gestaltung

Leipzig entwickelt sich immer mehr zum Schaufenster für Naturstein hierzulande. Da sind zum einen die alten Handelshäuser mit prachtvollen Fassaden, das Völkerschlachtdenkmal oder der Hauptbahnhof, der eigentlich für die Stadt viel zu groß ist, aber 1907 aus der Zusammenlegung der Endstationen zweier Linien entstand. Seit Dezember 2013 gibt es eine neue Attraktion: es sind die 4 Stationen des Citytunnels für die S-Bahnverbindungen in die Umgebung.

Allesamt sind sie sehenswert, denn sie haben mehr als 15 m Raumhöhe und erschließen, wenn man per Rolltreppe in sie hineinfährt, großartige Öffnungen in Richtung Mittelerde, sozusagen. Bei zweien von ihnen wurde Naturstein verwendet.

Die eine ist die Station „Hauptbahnhof tief“. Sie ist über einen markanten Zugang zu erreichen, in dessen Tiefe die Rolltreppen verschwinden und der aufgrund seiner schrägen Wände ein wenig den Eindruck macht, als würde er irgendwann einmal abwärts rutschen.

Die Wände sind mit Kalksteinplatten verkleidet, durch die horizontal polierte Auskehlungen (Kanneluren) verlaufen. Dazwischen gesetzt sind Reihen aus Acrylglas mit Edelstahlfugen. Foto: Peter Becker

Die Wände sind mit Kalksteinplatten verkleidet, durch die horizontal polierte Auskehlungen (Kanneluren) verlaufen. Dazwischen gesetzt sind Reihen aus Acrylglas mit Edelstahlfugen.

Dieselbe Gestaltung zeigt sich auch an den anderen Zugängen...

Dieselbe Gestaltung zeigt sich auch an den anderen Zugängen…

... und wird natürlich auf dem Bahnsteig fortgesetzt. Der ist 215 m lang. Foto: © Deutsche Bahn AG/Martin Jehnichen

… und wird natürlich auf dem Bahnsteig fortgesetzt. Der ist 215 m lang.

Markantes Element sind die dicken Säulen. Foto: © Deutsche Bahn AG/Martin Jehnichen

Markantes Element sind die dicken Säulen. Den Naturstein lieferte die Firma Zeidler & Wimmel. Auf dem Boden liegt Betonstein.

In der Station „Markt“ sind die Wände sind mit Terrakotta-Keramiken aus Portugal verkleidet.  © Deutsche Bahn AG/Martin Jehnichen

In der Station „Markt“ sind die Wände sind mit Terrakotta-Keramiken aus Portugal verkleidet. Die schlanken Stahlsäulen sind nur Dekoration. Die Gestaltung hatten KSW Architekten.

Der Bahnhof liegt dort, wo sich ehemals Leipzigs unterirdische Messehalle befand. Die war, besonders zu DDR-Zeiten, immer eine Attraktion gewesen.

Der südliche Zugang zur heutigen Bahnstation „Markt“ ist wie der alte Zugang zur Messehalle gestaltet. Dafür wurde das Original aus Rochlitzer Porphyr ausgebaut, saniert und neu installiert. Foto: Peter Becker

Ihr erweist der neue Citytunnel nun dadurch Reverenz, dass der südliche Zugang zur heutigen Bahnstation wie der alte Zugang zur Messehalle gestaltet ist. Dafür wurde das Original aus Rochlitzer Porphyr ausgebaut, saniert und neu installiert.

Im Namen „Untergrundmesshalle“ steckt kein Schreibfehler - auch er ist original.

Die Gestaltung stammt aus dem Jahr 1925 von dem Architekten Otto Droge und ist unverkennbar Jugendstil. Der knallrote Porphyr findet sich übrigens auch direkt nebenan an den Laubengängen des Alten Rathauses. Auch am Grassimuseum ist er nicht zu übersehen.

Im Namen „Untergrundmesshalle“ steckt kein Schreibfehler – auch er ist original.

Sehenswert ist ebenfalls die Station „Wilhelm-Leuschner-Platz“, gestaltet von Max Dudler. Wände und Decken sind mit Glasquadraten verkleidet. © Deutsche Bahn AG/Martin Jehnichen

Sehenswert ist ebenfalls die Station „Wilhelm-Leuschner-Platz“, gestaltet von Max Dudler. Wände und Decken sind mit Glasquadraten verkleidet. Ihre Hinterleuchtung erweckt den Eindruck, als würde man sich in einem modernen Kirchenbau mit Tageslicht befinden.

Die Zugänge sind bescheiden und unauffällig. Foto: Peter Becker

Die Zugänge sind bescheiden und unauffällig.

Markant an der Station „Bayerischer Bahnhof“ sind die bunten und schiefen Streben im Hauptzugang. © Deutsche Bahn AG/Martin Jehnichen

Markant an der Station „Bayerischer Bahnhof“ sind die bunten und schiefen Streben im Hauptzugang, in denen die Beleuchtung versteckt ist beziehungsweise die die Seitenwände aussteifen. „Buntstifte“ ist ihr Spitzname.

Auf dem Bahnsteig hingegen ist alles nüchtern und rechtwinklig. Einen Akzent setzt hier das Lichtband über die Wände. Die Gestaltung hatte das Büro Peter Kulka.

Das historische Empfangsgebäude der Station Bayerischer Bahnhof im Jahr 2005. Foto: Marvel/Wikimedia Commons

Eine Geschichte zu erzählen gibt es zum historischen Empfangsgebäude dieser Station, von dem einst die Züge nach Hof starteten: Es war dem Neubau im Weg, wurde deshalb zunächst um 30 Meter verschoben und nach Fertigstellung des Citytunnels wieder rückversetzt. Hier ahmt die Fassade massive Natursteinmauern nach.

Die Bauzeit des Citytunnels und der Stationen betrug rund 10 Jahre. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 960 Millionen €.

Citytunnel Leipzig

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(19.05.2014)