War die Arbeit für Adam und Eva nach der Vertreibung aus dem Paradies noch Strafe für den Sündenfall, ist sie für viele Wohlstandsbürger in den Industrieländern und Reiche zu einem angenehmen Tätigsein geworden, verbunden mit einem hohen Maß an Selbstverwirklichung und Freude.
Entsprechend sind heute Arbeitsplätze für diese Zielgruppe ergonomisch und viele Maschinen schön gestaltet, und mit seiner aktuellen Kollektion reiht sich die italienische Marsotto Edizioni in diesen Trend ein: Sie bringt den Arbeitsplatz mit dem noblen Material Marmor zusammen – „Working on Marble“ ist der Titel der Kollektion.
Der Stein verlässt hier seine traditionellen Einsatzfelder in den Schönen Künsten oder in der feinen Lebensart und kommt in die Niederungen des Alltags herab. Natürlich ist die Zielgruppe nicht der Bürger mit knappem Geldbeutel, sondern derjenige Verbraucher, der nicht auf den Pfennig zu schauen braucht.
Im Wesentlichen geht es bei „Working on Marble“ um Arbeitstische. Zum Beispiel „Keyboard“ von Kostantin Gricic: man kann den Tisch ausschwenken, je nachdem wie viel Arbeitsfläche gebraucht wird und in welchem Winkel diese Flächen am besten zueinander stehen.
„Keyboard“ erinnert ein bisschen an ein Bügelbrett, und das ist gewollt: vielleicht, dass jemand vor einem Businesstreffen schnell der Bluse oder dem Hemd aus dem Koffer die Falten austreibt.
„Rendez vous“ von Philippe Nigro spielt mit dem Empfangstisch.
Aus dem Möbel für Büro oder Wohnung kann auch ein Sekretär oder ein Stehpult für Vorträge werden.
„Toio“ haben Marialaura Rossiello Irvine und Maddalena Casadei von Studio Irvine ihren Schreibtisch genannt, der in einem Musikerhaushalt zum Beispiel auch Notenblätter tragen kann. Der Schminktisch mit herausnehmbarem Spiegel heißt „Isa“.
Manche Leute verbringen den größten Teil ihres Arbeitstages mit Konferenzen. Naoto Fukasawa hat mit „Agorà“ dafür einen Tisch entwickelt, der aus Einzelteilen zusammenwachsen kann.
Die ungewöhnlichen Zwischenformen dürften sicher auf Kundeninteresse aus der Kreativwirtschaft stoßen.
„Arena“ nannte Jasper Morrison seinen Tisch.
Schließlich „Mate“ von Ross Lovegrove: angesichts der vielfältigen Übergänge zwischen Arbeit und Freizeit hat er ein Möbel fürs Schachspiel entworfen. Sprich: das Denken fit halten, zum Beispiel fit fürs Tätigsein.
Wie üblich arbeiteten bei der Kollektion die Firmeninhaber Constanza und Mario Marsotto eng mit dem Studio Irvine als Kurator zusammen. Dessen Gründer James Irvine war 2013 verstorben.
Der verwendete Naturstein ist Carrara Marmor mit matt polierter Oberfläche. Es handelt sich um massiven Stein. Nur das Schachmöbel ist innen hohl.
Fotos: Miro Zagnoli
(27.06.2014)