Welterbe Corvey: ein mächtiges Bauwerk aus Wesersandstein

Winzig klein fühlt sich der Betrachter vor dem Westwerk des Klosters Corvey, das von der Unesco in den Rang eines Welterbes der Menschheit erhoben wurde. Macht strahlt das Bauwerk aus, auch Sicherheit und Beständigkeit, und insofern setzt es das Weltbild der gläubigen Christen um, die zur Zeit der Karolinger von solchen religiösen Festungen aus zur Missionierung des Nordens und Ostens ansetzen.

Staunen kann man nur, wie ohne Maschinenkraft die ungeheure Masse an Steinen transportiert und hochgemauert wurde. Es handelt sich um Wesersandstein, der vermutlich flussaufwärts gebrochen, mit Rutschen ans Wasser gebracht und dann mit Ochsenkarren zu der monumentalen Klosterbaustelle gekarrt wurde.

Schilderhäuschen im Schlosspark Corvey. Foto: Angela Marie / Wikimedia Commons

Rund um das heutige Karlshafen wird eine rote Variante des Steins gewonnen, bei Trendelburg ein grauer Farbton.

Corvey, eine Flusswindung hinter Höxter gelegen, war ehemals eines der wichtigsten Klöster des Karolingerreiches mit Karl dem Großen (747-814) als wichtigster Figur. 822 wurde die Benediktinerabtei gegründet. Sie war Station für die Missionare und Händler und diente auch dem reisenden Hof als Aufenthaltsort, wenn Herrscher und Gefolge im Land ihre Präsenz zeigten.

Den Rang eines Welterbes bekam das Westwerk auch, weil sich in ihm ein Quantensprung der Baugeschichte dokumentiert: hatten zuvor alle wichtigen Gebäudetypen ihre Vorbilder in der Antike, so wurde bei dieser Klosterkirche ein neuer Gebäudeteil erfunden und an das Langhaus der Kirche angesetzt.

Säulen im Westwerk. Foto: Karl-Heinz Meurer / Wikimedia Commons

Dieses „Westwerk“ – der Chor am anderen Ende christlicher Gotteshäuser liegt immer im Osten – beherbergte nicht nur den Eingang zum Gotteshaus. Darüber gab es Funktionsräume, für Sitzungen des Gerichts zum Beispiel oder auch für eine Empore, von der aus der Herrscher in erhöhter Position am Gottesdienst teilnehmen konnte.

Schloß Corvey mit dem Westwerk (rechts). Foto: Aeggy / Wikimedia Common

In Corvey entstand dieses Westwerk zwischen 873 und 885, wie es auf der Website von Schloss Corvey heißt. Ursprünglich war es eine Anlage mit 3 Türmen gewesen, von den der mittlere hoch, rechteckig und breit war und die beiden seitlichen nur als Treppenhäuser dienten.

Um 1150 erfolgte die Umgestaltung zur heutigen Form mit 2 Türmen außen, die ihrerseits deutlich erhöht wurden.

Das Kloster selbst, das bisher nur in Teilen ausgegraben wurde und unter dem Titel „Civitas Corvey“ zusammen mit dem Westwerk in die Welterbeliste aufgenommen wurde, war im 9. und 10. Jahrhundert ein wirtschaftliches und geistiges Zentrum im Sachsenland. Kaiser Karl hatte die Region nach langen Kriegen seinem Frankenreich hinzugefügt. Das heutige Bundesland Niedersachsen, in dem Höxter liegt, erinnert daran. Berühmt war unter anderem die Klosterbibliothek.

Der Dreißigjährige Krieg brachte große Zerstörungen. Später wurden Teile der Anlage wieder aufgebaut, und zuletzt als „Schloss“ in Fürstenhand übertragen. Heutzutage ist die Anlage im Besitz der Herzoglichen Familie von Ratibor.

Überall an und in den Gebäuden stößt man auf Sandstein, so auch auf dem Dach des Schlosses. Das ist alte Bautradition im Weserbergland.

Schloss Corvey

Unesco-Welterbe

Torhaus des Schlosses. Foto: Autor: Spunky / Wikimedia Commons

Treppe zum Schloss. Foto: Angela Marie / Wikimedia Commons

(23.06.2014)