Lubosz Karwart

(Januar 2011) Ist das noch Mosaik, oder ist es schon Malerei, Malerei mit Stein, wohlgemerkt? Lubosz Karwat hat sich bei seiner Mosaikkunst von den klassischen Tesserae, den kleinen Steinchen, gelöst und setzt eine Vielfalt an Größen und Formen ein: da wird der Lockenschopf einer Blondine im Popart-Stil erst so richtig wild, weil der Künstler die Haarpracht in Marmorbündeln nachzeichnet, da bekommt das christliche Motiv des Heiligen Geistes eine strahlende Dynamik, weil er die Gestalt der Taube mit einem Kranz aus dünnen Linien in Sonnenfarben umgibt.

Zweifellos sind die Arbeiten des Polen Karwat noch Mosaik, sind sie doch aus einzelnen Steinchen zusammengesetzt. Aber ein wenig gehören sie auch schon in die Malerei, da Karwat die Linien aus Stein wie Pinselstriche führt.

Vielleicht hat seine Form der Mosaikkunst ihren Ursprung in Karwats Elternhaus. Denn sein Vater war Lehrer für Malerei an einer Schule. Dass der Lebensweg ihn in die Mosaikkunst führen würde, war dennoch nicht vorgezeichnet. Zunächst besuchte er eine Schule für Restaurierung in Wrocław im Süden Polens. Erst danach erlernte erst das Mosaik-Knowhow.

Inzwischen fertigt er seine Bilder für ganz unterschiedliche Kunden: gelegentlich sind es Logos für die Selbstdarstellung von Firmen, mal künstlerische Darstellungen für Wand oder Boden oder auch hinterleuchtete Kompositionen ohne Bezug zu einem konkreten Motiv.

Eine besondere Erwähnung verdienen die Mosaike, die er nach Gemälden macht, etwa nach „Junge Frau mit grünen Handschuhen“ von Tamara de Lempicka. Im Gespräch legt er großen Wert darauf, dass diese Arbeiten nicht als Kopien bezeichnet werden. Denn unübersehbar haben sie ihren eigenen künstlerischen Ausdruck und Wert.

Aber genauso entschieden wie er mit seiner Kunst ist, ist er auch immer unzufrieden mit seinen Werken: Immer wieder nimmt er sich die Mosaike vor und verändert Teile. „Ich muss sie ständig besser machen“, sagt er.

Die liebsten Motive sind ihm die abstrakten. Für sein bislang bestes Stück hält er den Blondschopf im Popart-Stil, den er Madame Lovelock nennt. Den lässt er so wie er ist, will ihn aber auch nicht verkaufen.

Lubosz Karwat (polnisch)

Lubosz Karwat ist Gründer und Vorsitzender des Verbands der polnischen Mosaikkünstler (SPartM, polnisch). Derzeit zählt der Zusammenschluss 9 Mitglieder, unter anderem Eva Saczka und Wiesław Ratajczak. Von den beiden zeigen wir unten Arbeiten.