(November 2012) Das beliebteste Fotomotiv dieser Marmomacc war der Kreis „Stone Gate“ (Steintor) in Halle 7B. Denn er sprengte die üblichen Maße der Ausstellungsstücke und war dabei auch noch dekorativ: 3,80 m hoch, 1,20 m breit und zusammengesetzt aus 20 Modulen. Mitsamt der Unterlage aus Stein wog das Ensemble 27,3 t.
Designer war Raffaello Galiotto, die Statik hatte der Ingenieur Alessandro Serafini berechnet und ausgeführt worden war der Kreis von Lithos Design. Als Material diente der Marmor Bardiglio Nuvolato, den die Firma Staminal Stone beisteuerte.
Man kann dazu prosaisch ausrufen „Der Kreis ist vollendet“, wie es eine Broschüre zu dem Projekt tut. Gemeint ist damit, dass seit Urzeiten im Bauen mit Naturstein immer nur Bögen beziehungsweise Halbkreise möglich waren. Herausragende Beispiele sind das Dach des Pantheon in Rom oder unzählige Brücken. Die Einzelteile wurden dabei zusammen mit dem Schlussstein so arrangiert, dass sich die Last selbst trägt.
Man kann zu „Stone Gate“ auch ganz nüchtern anmerken, dass hier der Stein mit einem modernen Material kombiniert wurde. So sind die 20 Einzelelemente durch 3 außen verlaufende Spannbänder aus Stahl sozusagen gegürtet.
Physikalisch formuliert: die hohe Druckfestigkeit des Steins wird um die Zugfestigkeit des Metalls ergänzt. Das eröffnet neue Möglichkeiten.
Der Unterschied zu vergleichbaren Projekten, etwa großen Steinkreisen, die sich stehend in Brunnen drehen, liegt darin, dass jene Objekte bisher immer aus einem Stück bestanden. Das macht sie praktisch unbezahlbar, und der Transport zieht ihnen enge Grenzen. Werden jedoch wie bei „Stone Gate“ Module verwendet, wird die Konstruktion erschwinglich.
Das mag man als technische Spielerei ansehen. Doch gibt es einen Markt für so etwas: vielerorts wollen Planer sich mit Kunst am Bau schmücken. In einem Bericht von der Messe Stonetech in Shanghai 2010 hatten wir darauf hingewiesen (Link siehe unten).
Welche besonderen Anforderungen allein das Aufstellen des Bogens mit sich brachte, lässt sich an der Hilfskonstruktion ablesen. Wie die Beteiligten erzählen, gab es einen heiklen Moment: als die letzten Module eingesetzt werden sollten, bewegten sich ohne erkennbaren Grund plötzlich einige Elemente unten im Kreis nach außen. Sofort wurden die Arbeiten gestoppt – und die Ausreißer kamen von selbst zurück. Wohlgemerkt: Jedes Modul wiegt rund 500 kg.
Nach einer Weile hatte man die Ursache ausfindig gemacht: die Vibrationen eines laufenden Motors waren auf die Konstruktion übertragen worden. „Jetzt wissen wir, wie’s geht“, lachen Designer und Ingenieur.
Das beste Stück in der Kreativhalle 7B der Marmomacc ging leider etwas unter: Es war die Videoinstallation „Homo Faber“, die Naturstein endlich einmal richtig gut präsentiert. 6 Filme mit je rund 60 Sekunden Länge zeigen den Weg des Steins durch die Fertigungsstätten von 6 Firmen.
Anders als mit dem üblichen Pathos wird einfach nur die Faszination am Material Naturstein vermittelt: wie es aus dem Berg kommt, wie es zurechtgeschnitten wird und wie es unter der Hand von Spezialisten zum Beispiel in einem Mosaik eine ganz neue Gestalt annimmt.
Die Idee für die Installation stammte von Damiano Steccanella von Pibamarmi. Umgesetzt wurde sie vom Visto architectural workshop project. Die Kurzfilme produzierte Studiovisuale. Die beteiligten Firmen waren in alphabetischer Reihenfolge Budri, Essemarmi, Il Casone, Lithos Design, Pibamarmi und Serafini Luce.
Zu bemängeln haben wir nur eins: dass die Filmemacher es an einer Stelle doch krachen lassen mussten. Im Steinbruch nämlich wird der Abbau mit Dynamit gezeigt. Mit Seilsägen hätte die Branche ein besseres und moderneres Bild abgegeben.
Ins Netz ist bisher nur eine Sequenz eingestellt worden.
Kurzer Zusammenschnitt der Clips
See also:
Stonetech 2010