Wieder einmal war das Thema ganz philosophisch: „Marble Across Time“ (Marmor über die Zeiten hinweg) hieß die dritte Ausgabe der Kunstinstallation, die der türkische Natursteinverband IMIB (Istanbul Mineral Exporters’ Association) auf der Design Woche in Mailand im April zeigte. Teile der Schau werden/Die Schau wird auch auf der Marmomacc im September in Verona zu sehen sein.
Es ging um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und um den Weg der Menschheit durch die Zeit mit dem Marmor als Begleiter. Symbolträchtig waren Künstler und Designer aus der Türkei, Italien und Japan eingeladen: Gemeint war damit, dass in Mesopotamien die Wiege der westlichen Kulturen stand, dass Italien ein Beispiel für eine Gesellschaft der Moderne ist, und dass im 21. Jahrhundert Asiens Bedeutung weiter zunehmen wird.
Dazu gab es als Endpunkt des Rundwegs durch die IMIB-Präsentation eine Art von Wohnzimmer, wo die Besucher zum Verweilen eingeladen waren.
Aziz Sarıyer aus der Türkei hatte die Vergangenheit (englisch: past) in ein Nachdenken über einen Durchgang (englisch: passage) umgemünzt. Er ließ den Besucher frontal auf ein schier unendlich tiefes Loch zulaufen, das aus schwarzem Marmor gestaltet war. Die stufige Gestaltung erweckte zudem den Eindruck, als würde eine Kamera aus den Tiefe des Raums heraus den Gast im Blick behalten.
Der Weg führte weiter unter anderem entlang von Pyramiden, mit denen verschiedene Sorten des türkischen Marmors präsentiert wurden.
Die Gegenwart als Verbindung von Vergangenheit und Zukunft hatte sich der Italiener Fabio Novembre vorgenommen: eine menschliche Gestalt war zu einem Zeitstrahl verlängert. Die Gestalt hatte ihre anfangs angelegten Arme am Ende wie Flügel seitlich ausgestreckt.
Einzelne Scheiben des Zeitstrahls waren in Naturstein ausgeführt und so als Lebensphasen mit besonderer Bedeutung herausgehoben.
Yoshioka Tokujin sah die Zukunft positiv: er ließ eine dicke Marmorplatte gewissermaßen im Raum schweben, so als hätte sie sich endlich von den Zwängen des irdischen Daseins befreit und ein ewiges Gleichgewicht gefunden.
Allerdings: die Tatsache, dass der Betrachter für diese Interpretation sich selber täuschen musste, meldete dann gleichzeitig auch Ungewissheit an, wie es mit Menschheit weitergehen mag.
Kurator der Schau war Erdem Seker von RDM’s design&architettura. Er hatte die letzte Station „Time – Infinity“ (Zeit – Unendlichkeit) gestaltet: Marmorscheiben ragten hier aus dem Boden und luden zum Hinsetzen ein, so als wären sie Splitter vergangener Jahrhunderte.
Ein starker Kontrast dazu waren die Lampenschirme aus Onyx, die eine gemütliche Sofa-Atmosphäre ausstrahltem.
Fotos: Silvia Rivoltella
(10.08.2014)