Den Marmor zu mehreren Leben erwecken

Beim aktuellen Modewort „Recycling“ lügen sich viele Leute in die Tasche. Denn: meist handelt es sich nur um ein „Downcycling“, das heißt: das Material kann zwar einmal mehr genutzt werden, dabei verliert es aber so sehr an Qualität, dass es nach diesem einen zusätzlichen Leben doch auf dem Müll landet. Beispiel Papier: nach neuerlichem Einweichen und Trocknen sind die Holzfasern so kurz geworden, dass man allenfalls noch Pappe daraus machen kann. Danach bleibt nur noch das Verbrennen.

Paolo Ulian und Moreno Ratti, Designer aus Italien, haben dieses Problem am Beispiel von Marmorfliesen der Größe 40×40 cm durchgespielt.

Nehmen wir an, eine große Menge an Marmorfliesen steht irgendwo in einem Lager herum. Die selbstgestellte Aufgabe der Designer lautete: was lässt sich aus dem immer noch wertvollen und langlebigen Marmor machen außer Schotter und Split?

Nehmen wir an, eine große Menge davon steht irgendwo in einem Lager herum. Die selbstgestellte Aufgabe der Designer lautete: was lässt sich aus dem immer noch wertvollen und langlebigen Marmor machen außer Schotter und Split?

Zum Beispiel die Lampe mit dem Namen „Più O Meno“ (Mehr oder Weniger), in Symbolen: „+O-“. Dafür schneide man die Abfallfliese in drei Teile, von denen die zwei gleichen zum Fuß der Lampe werden.

Nun ja, zum Beispiel die Lampe mit dem Namen „Più O Meno“ (Mehr oder Weniger), in Symbolen: „+O-“. Dafür schneide man die Abfallfliese in drei Teile, von denen die zwei gleichen zum Fuß der Lampe werden.

Besonders originell ist dabei: das, was auf dem Foto scheinbar der Schatten ist, ist in Wirklichkeit die ausgeschnittene Lampe selbst.

Besonders originell ist dabei: das, was auf dem Foto scheinbar der Schatten ist, ist in Wirklichkeit die ausgeschnittene Lampe selbst.

Ihre Helligkeit wird dadurch verändert, dass der Ausschnitt auf dem Stecksystem im Fuß nach vorne oder hinten verschoben wird.

Ihre Helligkeit wird dadurch verändert, dass der Ausschnitt auf dem Stecksystem im Fuß nach vorne oder hinten verschoben wird.

Voraussetzung für das Stecksystem ist die Genauigkeit des Schneidens mit Wasserstrahl. Paolo Ulian hat hier ganz unspektakulär die herausragende Eigenschaft der noch relativ neuen Technologie für sein Design genutzt.

Nun gibt es in unserem Abfallhaufen vielleicht auch Stücke mit mehr als 1 cm Dicke, zum Beispiel 4 cm. Sie kommen dem Designer sehr zu pass.

Zum Beispiel für die Vase „Gerla“. Bei ihr werden konzentrische Ausschnitte gemacht, die dann übereinander gestapelt werden.

Zum Beispiel für die Vase „Gerla“. Bei ihr werden konzentrische Ausschnitte gemacht, die dann übereinander gestapelt werden. Das Reststück kann als Fruchtschale dienen. Wasser lässt sich am Fuß in diese Vase füllen.

Ähnlich „O-Ring“, wieder eine Fruchtschale. Hier sind wir zurück bei der Fliese mit 1 cm dickem Material.

Ähnlich „O-Ring“, wieder eine Fruchtschale. Hier sind wir zurück bei der Fliese mit 1 cm dickem Material.

Genauso die Furchtschale „Piet“.

Genauso die Furchtschale „Piet“.

Schließlich die Wanduhr „Quadrando“, auch so ein Spielzeug für den Kunden.

Schließlich die Wanduhr „Quadrando“, auch so ein Spielzeug für den Kunden.

Oder das Kaffeetischchen „Sfrido“. Wohlgemerkt: Ausgangsstoff ist immer noch die Abfall-Fliese mit den Maßen 40x40x1 cm.

Oder das Kaffeetischchen „Sfrido“. Wohlgemerkt: Ausgangsstoff ist immer noch die Abfall-Fliese mit den Maßen 40x40x1 cm.

Wir hatten Paolo Ulian darauf hingewiesen, dass der US-Designer Joe Doucet schon mit einem ähnlichen Stecksystem herausgekommen ist (See also). Er schrieb uns dazu: „Ich mag Joe Doucet’s Ideen, weil sie ganz trocken, ganz essentiell sind.“

Und er fügt hinzu: die Wasserstrahltechnologie mache es möglich, Reststücke von Marmorfliesen zu hochwertigen Produkten umzuarbeiten – dies praktisch ohne neuen Abfall zu erzeugen.

Die Designer nutzen auf innovative Art und Weise die Langlebigkeit des Naturstein als eine der Besonderheiten des Materials.

Paolo Ulian

Moreno Ratti

Fotos: Paolo Ulian / Moreno Ratti

See also:

 

 

 

 

(23.10.2014)